Samstag, 13. September 2008

Die Sache mit dem ÖPNV


Während draußen Sinlaku seine schlechte Laune verbreitet, bleibt für uns viel Zeit für Hausaufgaben und Blogeinträge.

Sinlaku ist übrigens nicht unser japanischer Nachbar, sondern der fröhliche Name des zurzeit im Ostchinesischen Meer wütenden Taifuns (sein chinesischer Name enthält übrigens wirklich zwei Zeichen für "fröhlich/glücklich"). Aber keine Angst, Kaohsiung bekommt laut Vorhersage nur die harmlosen Ausläufer zu spüren und lässt uns unsere Surfboards schmerzlich vermissen :o(

Aber nun zu unserem heutigen Thema, einer Erörterung des ÖPNV in Kaohsiung.

Während die beiden MRT-Linien auf dem Stadtplan aufgeführt sind, obwohl eine von denen noch gar nicht in Betrieb ist, hat man dieses praktische Prinzip nicht für die Buslinien angewandt.

Daher wissen hier selbst die Einheimischen oftmals nicht, wie, wo und wann die Busse fahren und bedienen sich daher der hier so zahlreich vorhandenen Scooter. Dass die Busse an den Haltestellen nur anhalten, wenn man durch Winken auf sich aufmerksam macht, hatten wir ja bereits herausgefunden. Also hielten wir einen x-beliebigen Bus an und stiegen zu. Sofort fielen uns die zahlreichen alten Leute im Bus auf und uns wurde einiges klar: die jüngeren Leute, die wir zu den Busstrecken befragt haben, hatten alle überhaupt keine Ahnung, jedoch scheinen die älteren hier mehr zu wissen. Offenbar findet hier im fortgeschrittenen Alter ein Initiationsritus statt, bei dem man die erleuchtenden Kenntnisse erhält, um sich fortan als Weiser mit den Bussen durch die Stadt bewegen zu können!

Da wir jedoch nicht vorhaben, solange hier zu bleiben, mussten wir einen schnelleren Weg der Erleuchtung finden. Im Internet hatten wir bereits vergeblich auf der Website der Busgesellschaft herumgeklickt, dort stand genauso viel wie an den Bushaltestellen selber, nämlich lediglich eine Auflistung aller Linien mit Haltestellen, jedoch nicht deren Weg auf einem Stadtplan eingezeichnet, wie wir das aus Hamburg gewohnt sind.

Eine auf der Bus-Homepage eingerichtete Routenplanung erwies sich als nicht funktionsfähig, hätte uns allerdings auch nichts gebracht, da man hierfür die Namen der Haltestellen hätte kennen müssen.

Wir entschlossen uns also, mit der MRT zum Hauptbahnhof zu fahren. Wenn nicht dort, wo dann sollten unsere Fragen beantwortet werden?


Die MRT-Bahnhöfe lassen an Innovation nichts vermissen, von zwischen Rolltreppen eingebautem Wasserfall

leider etwas unscharf

über Klimatisierung bis hin zu Touchscreen-Fahrkartenautomaten.

Als Einzelfahrkarte dient ein Transponder-Chip, ohne den man den Bahnsteig weder betreten noch verlassen kann. Am Zielbahnhof wird der Chip einfach in die Drehkreuzanlagen eingeworfen und gelangt so wieder in den Umlauf.

An den Bahnsteigen verlaufen Glaswände mit Türen, die sich nur öffnen, wenn eine einfahrende Bahn anhält, das dient sowohl der Sicherheit als auch der Umwelt, denn hierdurch wird verhindert, dass neben der Bahnstation auch noch die unterirdisch verlaufende Bahnstrecke klimatisiert wird.

Quelle: http://www.krtco.com.tw/en/e-index.aspx


Am Hauptbahnhof angelangt, erblickten wir draußen den Busbahnhof. In freudiger Erwartung erfragte Sönke klar und deutlich auf chinesisch – das hatte er nämlich in den Minuten zuvor geübt – einen Stadtplan mit eingezeichneten Buslinien, woraufhin die ob der grimmigen Langnase erschrockene Angestellte der bösen Erscheinung schnell einen Veranstaltungskalender von Kaohsiung in die Hand drückte. Fortan ließ sie sich dann nicht mehr aus ihrem Kassenhäuschen herauslocken, bis das Hologramm der Unterwelt (dabei ist der Geistermonat doch schon vorbei!) wieder verschwunden war.

Toll, jetzt wussten wir zwar, wann und wo das Lion Dance Festival of Kaohsiung oder die 2009 World Games Dance Demonstration stattfindet, nicht jedoch, wie wir dorthin gelangen sollten… beispielsweise mit dem Bus!

In der Hauptbahnhofshalle wurde uns dann aber an einem Informationsstand von zwei dort am Infostand beschäftigten Xiăojiěs (dt.: Fräuleins, wörtlich: kleine große Schwester) geholfen. Diese konnten uns zwar auch keinen Stadtplan mit den Buslinien zur Verfügung stellen, uns jedoch sagen, mit welchem Bus wir nach Hause und von dort zur Uni kommen. Das war ja wenigstens etwas.

Für eine Busfahrt, unabhängig von der Länge, zahlt man hier ca. 0,25 € (12 NT$). Bei der MRT je nach Länge zwischen ca. 0,40 € und 0,90 € (20 – 45 NT$). Die Preise gelten jeweils für 1 Fahrt, steigt man um, muss man neu löhnen… aber dafür ist es ja auch günstig genug.

Anstelle an jeder Station sein Kleingeld zu zücken, kann man auch bargeldlos mit dem sogenannten I Pass (Checkkartenformat) bezahlen, den man an jeder MRT-Station entgeltlich erwerben und mit Geld aufladen kann. Mit einem Studenten - I Pass für 100 NT$ bekommt man sogar noch Fahrpreis-Rabatt, auch in den Bussen.


So sehen übrigens hier die Nothammer in den Bussen aus:

Nothammer auf taiwanisch - bloß nicht violieren :o)

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