Montag, 29. Dezember 2008

Weihnachten in Übersee

[von sönke]

Wir haben unser erstes Weihnachtsfest in der Ferne überstanden, wir haben sogar einen Weihnachtsbaum (ca.7cm hoch, leuchtet in wechselnden Farben),


danke an unsere Radler-Weltenbummler Willi und Maria! Weiterhin haben wir an zwei Uni-Weihnachtsfeiern teilgenommen. Die erste war ein geselliges Hotpot-Essen zusammen mit den Lehrern und Studenten des Chinese-Language-Centers auf der Veranda vor dem Bürozimmer. Für mich war es sehr seltsam, eine Weihnachtsfeier draußen bei warmen Temperaturen von gut 20 Grad abzuhalten, was ich auch einem Lehrer gegenüber verbalisierte. Dieser lachte jedoch nur hilflos, da es nach seinem Dafürhalten selbstverständlich durchaus recht kalt war.


Strandperle Kaohsiung zwischen den Jahren


Die andere Weihnachtsfeier war von der internationalen Abteilung der Uni organisiert und fand in einem französischen Restaurant in einem schicken, neuen Einkaufszentrum statt. Wir wurden bereits 5 Tage im Voraus gefragt, welche Sorte Fleisch wir essen möchten, damit besser geplant werden könne. Warum eigentlich französisch? Vielleicht weil es ausschließlich typisch taiwanische Speisen zu essen gab und der Name des Restaurants „Amanda“ in englischer Lautschrift auf den Restaurantschildern zu lesen war? In jedem Fall war das Küchenpersonal nicht auf größere Gästeansammlungen eingestellt, und die Essensausgabe lief entsprechend nur sehr langsam ab. Tip für nach uns kommende: Fisch bestellen, denn das geht am schnellsten…
Unser japanischer Kommilitone bemängelte die fehlende Weihnachtsstimmung hier in Taiwan, woraufhin ihm unsere Lehrerin riet, in die großen Kaufhäuser zu gehen, dort sei so etwas noch am ehesten auszumachen.
Wir haben die Weihnachtsstimmung dadurch erzeugt, dass wir an den Feiertragen jeweils ein ausgiebiges Festmahl zu uns genommen haben, das hat schließlich Tradition. Aber nicht, dass jetzt der Eindruck aufkommt, wir würden uns hier dem Müßiggang hingeben, selbstverständlich hatten wir auch an den Weihnachtstagen Unterricht.

Hamburger Veermaster verzweifelt gesucht...


Jetzt ist die schöne Zeit aber vorbei, und im örtlichen Carrefour-Supermarkt werden die Plastikweihnachtsbäume wieder ins Lager gerollt und stattdessen die Regale mit roten Bannern bestückt. Auf diesen sind meistens in goldener Farbe glückverheißende Schriftzeichen gedruckt, denn das chinesische Neujahrsfest steht in einem guten Monat an, und da braucht man sowas, um es in den eigenen vier Wänden an die selbigen zu kleben.
Unsere eigenen vier Wände wackelten am 23.12.um 8 Uhr morgens, die Zeit war für das 100. Erdbeben dieses Jahres angekommen, sozusagen ein Jubiläumsbeben. Auch wenn es ein relativ kleines Beben war, war es doch ein seltsames Gefühl hier im 16. Stock, aber immerhin sind wir jetzt um eine Erfahrung reicher und können bei Gelegenheit mitreden.
Wir hoffen, dass Ihr die Weihnachtszeit mindestens ebenso gut wie wir überstanden habt und wünschen schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Kommt gut rüber!

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Düt un Dat im Dezember

[von izn]

Wir befinden uns am Ende der zweiten Woche des Wintertrimesters, durch das wir von Frau „Wald“ (Grammatikkurs) und Frau „König“ (Lesekurs) geleitet werden, glücklicherweise wieder zwei Lehrkräfte, mit denen man zufrieden sein kann. Einen Großteil unserer Kursmitbestreiter kennen wir bereits aus dem letzten Trimester, da hat sich also nicht viel Neues ergeben. Hinzugekommen ist eine Kommilitonin von den Fiji-Inseln sowie eine weitere Japanerin.

Seit Dienstag sind Sönke und ich wieder allein zu zweit in unserer Wohnung. Sven hatte uns bereits am Freitag davor gen Hamburg verlassen, die beiden anderen Weltenbummler haben sich wieder auf ihre Räder geschwungen, um noch ein paar Tage durch die Gegend zu radeln, bevor es wieder ins kalte Deutschland geht.

Kaum zu glauben, dass bald Weihnachten ist. Nach einer kurzen „Kälteperiode“ (unter 20°C) herrscht hier nämlich wieder Kurze-Hosen-Wetter :o) Sönke findet aber, dass 26°C zu kalt sind, um mit kurzen Hosen Moped zu fahren – wenn man nicht aufpasst, verweichlicht man hier ganz schön!

Bei der hier fast überhaupt nicht vorhandenen Weihnachtsstimmung hatten wir auch glatt vergessen unsere Adventskalender, die Mutti-Meike uns hat zukommen lassen, zu entschokoladisieren… wir haben das gestern mal nachgeholt und konnten gleich 10 Türchen auf einmal öffnen, hat ja was für sich ;o)

Auch was für sich hatte das heutige All-You-Can-Eat Shabu-Shabu (japanisches Fondue, ähnlich dem chinesischen Hotpot) mit Alex, unserem deutschen Kommilitonen, und seiner Freundin, Livi, die hier in Kaohsiung Deutsch studiert (Anmerkung für den regelmäßigen Leser: Sie studiert an der Uni, wo das Oktoberfest stattfand). Haben ca. 3 Stunden gegessen und dafür umgerechnet 4,50 € pro Person gezahlt, da kann man wohl nicht meckern!

Ansonsten haben wir hier unsere Freizeitbeschäftigungen ein wenig erweitert. Nachdem das campuseigene Freiluft-Schwimmbad ja aufgrund der Kälte Winterpause haben sollte – was dann aber letztendlich doch nicht der Fall war, welches wir aber erst später erfahren haben – haben wir uns anderweitige Beschäftigungen gesucht. Ich gehe jetzt gemeinsam mit unserem japanischen Kommilitonen, Qiteng, wieder dem Kampfsport nach und Sönke hat sich eine Band gesucht, in der er Bass spielt (einen Gitarristen gab’s schon) vielleicht ist auch der ein oder andere Auftritt drin, mal sehen.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Rundreise

[von sönke]

Wir haben unseren Urlaub hinter uns gebracht, folgend eine kurze Schilderung, bevor uns der Alltag des Trimesters wieder hat:

Unsere Fahrt ging als erstes nach Kending im äußersten Süden, um uns an den dortigen Stränden ein wenig zu erholen.

Blick vom Nationalpark Kending hinunter zur Küste

Um dorthin zu gelangen, mussten wir mit unseren geschulterten Rucksäcken vom Hauptbahnhof in Kaohsiung 300 Meter zum Busbahnhof gehen, was dazu führte, dass wir von diversen geschäftstüchtigen Taiwanern gefragt wurden, ob wir nicht für 400 Taiwan Dollar pro Nase nach Kending gefahren werden wollten, oder für 350, oder 300, oder 250.
Da der reguläre Bus 342 Dollar pro Nase kostet, wurden wir beim Preis von 250 hellhörig, sofern der Fahrer auf den Konsum von Betelnüssen beim Fahren verzichten würde, erst wollten wir jedoch noch frühstücken. Nachdem wir dies erledigt hatten, wollte uns leider niemand mehr für 250 Taiwan Dollar fahren, woraufhin wir doch den regulären Bus für 342 Taiwan Dollar nahmen und zwei Stunden später in Kending eintrafen.
Ein nettes Hotel war schnell gefunden, da im Moment keine Saison ist und wir darüberhinaus nicht am Wochenende dort waren.

Ein wenig Komfort schadet der Erholung nicht


Der Strand war entsprechend auch menschenleer, denn zu allem Überfluss war es relativ windig und bewölkt, so dass sich bei uns ein leichtes Ostseegefühl einstellte.
Am nächsten Morgen fanden wir den Strand erneut menschenleer, jedoch mit wunderschönen Wellen und Offshore-Wind vor, woraufhin ich mich auf die Suche nach einem Surfbrett Verleih begab. In Kending wurde ich nicht fündig, stattdessen sollte es im Nachbarort Nanwan so etwas geben. Schnell in den Bus gesetzt, die 5 Minuten rübergefahren, und tatsächlich, gleich eben dem Atomkraftwerk (!) gab es einen Verleih. Nur zu schade, dass es in Nanwan keine Wellen gab…

Als Alternativprogramm mieteten wir uns zwei Motorroller (Führerschein interessierte nicht: „Könnt ihr fahren?“ -„Ja, klar!“- „O.K.“) und fuhren um die Südspitze der Insel auf die Ostseite Taiwans,

Im äußersten Südosten

wo es tatsächlich einen (wenn auch winzig kleinen) Ort mit sowohl Wellen als auch Surfboardverleih gibt. Wir waren allerdings zu später Stunde dort, so dass es sich nicht mehr gelohnt hätte, ins Wasser zu gehen.

Surfer in Jialoshui

Am dritten Tag in Kending trafen wir beim Frühstück am Strand zufälligerweise auf unsere vietnamesische Kommilitonin, die spontan mit ihrer australischen Mitbewohnerin einen Kurztrip unternommen hatte. Die beiden entschlossen ebenso spontan, sich uns anzuschließen, denn wir hatten den Plan, uns ein Mietauto zu nehmen und die Ostküste nach Norden bis Hualien zu fahren, um von dort aus die Taroko Schlucht zu besuchen und einen Whale-Watching Ausflug zu unternehmen.

Es war kein Problem, ein Auto zu mieten, ein internationaler Führerschein oder ein Reisepass waren nicht notwendig, ebenso wenig war es ein Problem, das Auto in Kending zu mieten und in Kaohsiung zurückzugeben. Dem Vermieter war es eigentlich nur wichtig, dass wir bestätigen konnten, dass in Deutschland ebenfalls Rechtsverkehr herrscht.
Am letzten Abend in Kending verließen wir ein letztes Mal für ein Bad im wohltemperierten Meer unser Hotel, was für große Erheiterung bei unserer Hotelbesitzerin sorgte: „Geht ihr Euch den Sonnenuntergang anschauen?“ – „Nein, wir gehen schwimmen.“ – „Hahahahahahaha!“ Sie schien es offenbar für einen seltsamen Scherz meinerseits zu halten. Bei unserer Rückkehr war sie entsprechend erstaunt: „Ihr wart ja wirklich schwimmen! Die Taiwaner trauen sich nicht, im Meer zu schwimmen, ihr seid wirklich mutig.“

Der kleinere der beiden Stränden im Ort Kending

In der Tat waren die einzigen beiden Schwimmer, auf die wir in den drei Tagen gestoßen sind, ebenfalls Deutsche.
Am nächsten Morgen ging es dann los, und wir wurden mit Einblicken in phantastische Landschaften für unsere fahrerischen Bemühungen auf den engen Straßen belohnt.

Menschenleere Strände im Südosten

Von einigen kurvenreichen Abschnitten durch die Berge abgesehen führt die Straße die ganze Zeit direkt an der Küste entlang, allerdings ist sie an einigen Stellen nur mit Schrittgeschwindigkeit passierbar, da Taifune und Erdrutsche dafür gesorgt haben, dass eine Straße als solches kaum zu erkennen ist. Bauarbeiter sind die ganze Zeit damit beschäftigt, die Schäden wieder zu beheben.
Wir kamen nach einer langen Fahrt in Hualien an und fuhren am nächsten Tag in die Taroko Schlucht, wo uns abermals eine einmalige Landschaft erwartete.

Der Schrein des ewigen Frühlings zum Andenken der beim Bau des Central Cross Island Highways umgekommenen Bauarbeiter

Wir wollten auf circa 1000 Meter Höhe eine heiße Quelle besuchen, leider war der Weg dorthin aus Sicherheitsgründen von der Parkverwaltung gesperrt, so dass aus unserem heißen Bad nichts wurde. Für Erheiterung sorgte dafür unsere vietnamesische Kommilitonin, die fragte, wie weit es denn noch bis zu dieser tollen Schlucht sei, von der wir ständig reden würden (nachdem wir bereits zwei Stunden durchgefahren waren)…

Es sieht dort wirklich so aus...

Wir fuhren zurück nach Hualien, wo wir leider erfahren mussten, das die geplante Bootstour zu den Walen aufgrund des zu erwartenden hohen Wellengangs für den nächsten Tag ausfallen musste.
Wir beschlossen daher, den Rückweg nach Kaohsiung über den Central Cross Island Highway

Dieser Highway ist wirklich high...

und den Sonne-Mond See anzutreten, denn der Weg versprach, spannend zu werden, schließlich beinhaltet er

an der Baumgrenze am höchsten Punkt der Straße

die mit 3275 Metern höchste Straße Taiwans. Wir wurden nicht enttäuscht,
ein angeblich mehrere Jahrhunderte alter Baum in 2100 Meter Höhe

das sonnige Wetter sorgte für spektakuläre Aussichten,

Blick hinunter in die Täler der Westseite

und auch der Zwischenstopp bei unserem alten Bekannten, dem Sonne-Mond-See, ließ keinen Grund zur Klage aufkommen.
Wir trafen wohlbehalten am späten Abend in Kaohsiung ein, wo wir zwei weitere Freunde aus Deutschland, die seit einigen Wochen mit dem Fahrrad auf der Insel unterwegs sind, empfangen durften und Reiseberichte austauschen konnten.
Für einen leichten Schweißausbruch beim Autovermieter dürfte gesorgt haben, dass wir das Auto an einer anderen Filiale als vereinbart zurückgegeben haben und er Izn zunächst nicht telefonisch erreichen konnte, da sie zum Zeitpunkt seiner zahlreichen Anrufe selig in Morpheus` Armen schlummerte… Er wußte daher nicht, wo sein Auto abgeblieben war und wurde entsprechend unruhig, was sich in zahlreichen vergeblichen Anrufen auf Izns Handy äußerte. Als er Izn endlich erreichen konnte, war er sehr froh zu erfahren, dass wir sein Auto zurückgegeben hatten und wir damit nicht über alle Berge waren (auch wenn es uns so vorkam).
Wir hingegen sind froh, dass wir mal ein wenig Zeit hatten, uns auf der Insel umzusehen, und können jetzt wieder frisch ans Lernen gehen.