Donnerstag, 19. März 2009

Manchmal kommt es anders

[von izn]

Meike hat sich nach gut 3 Wochen fleißiger Inselerkundung heute Vormittag wieder gen Schenefeld verabschiedet und dürfte mittlerweile im Flieger nach Amsterdam sitzen - Winke Winke, war schön mit Dir!


Bye Bye Kaohsiung


Wir schreiben nun die Woche 2 unseres 3. Trimesters. Anders als verabredet hat doch nicht der Dozent unserer 1. Wahl unseren selbstgestrickten Grammatik-Kurs übernommen. Die Gründe hierfür bleiben uns und ihm leider verborgen, was wir beiderseits etwas schade finden... Mit der jetzigen Dozentin, die immerhin auf Platz 3 unserer „Wunschliste“ aufgeführt war, sind wir aber auch zufrieden. Wir hatten sie bislang zwar noch nicht im Unterricht erlebt, allerdings wurde sie von Wuzhen – unserer vietnamesischen Australierin, die wir als 3. im Bunde gewinnen konnten, damit der Kurs zu unseren gewünschten Zeiten zustande kommt – wärmstens empfohlen. Bislang wurden wir diesbezüglich noch nicht enttäuscht :o)

Nicht enttäuscht wurden wir auch bezüglich unserer Hoffnung, dass sich noch ein/e 4. Kursteilnehmer/in findet (eigentlich Mindestanzahl für das Zustandekommen eines Kurses). Sönke und ich hatten nämlich den Kurs in dem Sinne „zusammengestrickt“, dass wir uns bereit erklärt hatten, die Trimestergebühr für den fehlenden 4. Kursteilnehmer zu übernehmen, damit der Kurs notfalls auch zu dritt stattfinden kann (alle anderen Modelle, wie z.B. Einzelunterricht oder Zweierunterricht, wären uns teurer gekommen). Uns wurde daher zugesagt, dass wir dieses Geld zurückerstattet bekommen würden, sollte sich der 4. Kursteilnehmer noch einfinden… tat er dann glücklicherweise auch! Ungeplanterweise fanden sich dann auch noch Kursteilnehmer 5 und 6 an, daraufhin 7 und 8 und ärgerlicherweise auch noch 9 und 10! Ärgerlicherweise deshalb, weil der Kurs damit für unseren Geschmack eigentlich überfüllt ist, da die Unterrichtspraxis eines Einzelnen dabei doch etwas zu knapp kommt. Glücklicherweise handelt es sich bei 10 Leuten auch um die Höchstanzahl für einen Kurs, so dass wir innerhalb der Orientierungswoche (1. Trimesterwoche) wenigstens nicht noch mehr werden konnten!

Wir wurden sogar einer weniger, denn ein Japaner, der in China Chinesisch gelernt hatte, kommt mit den in dem Kurs behandelten Hörspieldialogen im taiwanischen Regionaldialekt (Lehrbuch: 迷你廣播劇 - Mini Radio Plays) nicht so recht klar… so die offizielle Begründung seinerseits. Als höflicher Japaner wollte er wohl nicht sagen, dass er hierhergekommen ist, um Chinesisch zu lernen und nicht um Schauspieler zu werden ;o)

Es zeichnete sich nämlich schon in der 1. Kurseinheit ab, dass unsere Dozentin sehr auf Theaterspielen steht… uns kam es auch etwas befremdlich vor, wie sie, Gefühle wie Ärger oder Trauer vorführend , vorne an der Tafel herumgestikulierte und nebenbei nahezu übergangslos in freudiger Überraschung einen unserer Uni-Affen, der gerade am Fenster vorbeiging, mit einem „Hi, Affe!“ begrüßte, um genauso übergangslos wieder zu ihrem Lehrprogramm zurückzukehren. Das nennt man wohl temperamentvoll… oder auch lebendiger Unterricht.

Bitte machen Sie ein doofes Gesicht - Danke!

Auch wenn wir ja eher nicht darauf stehen, ein und denselben Satz in verschiedenen Emotionsrichtungen auszusprechen – und das auch noch in einer Fremdsprache! – gewöhne ich mich langsam an die Form des Unterrichtes. Sönke grummelt noch ein bisschen rum, damit kann er aber wunderbar den gesetzten Firmenchef mimen - der in unserer 1. Lektion eine Rolle spielte – wie auch die Dozentin bereits am 1. Tag feststellte, woraufhin Sönke von ihr den Spitznamen „Chef“ erhielt, zumindest während der 1. Lektion :o)


Unser Nachrichten-Lesekurs gestaltet sich zwar weniger spektakulär, ist aber deshalb nicht weniger spaßig. Unsere dortige Dozentin, die wir schon als „Begleitung“ unseres „Meister Shi“ (a.k.a. Dozent 1. Wahl) bei diversen Kneipenabenden kennengelernt hatten, nennen wir liebevoll „kleine Schwester“, mit ihren frischgebackenen 26. Jahren ist sie auch die jüngste des Kollegiums.

Sie behandelt uns übrigens genauso liebevoll: Als ich kürzlich aufgrund von Krankheit 2 Tage nicht zur Uni gegangen bin (keine Ahnung was ich hatte, aber als Symptom zeigte sich extremer Druck in den Ohren mit Schwindelanfällen - wahrscheinlich aufgrund einer herannahenden Erkältung, die aber glücklicherweise nicht durchgekommen ist... nu ist wieder gut!), wies sie Sönke an, mich bewusstlos zu schlagen und zum Arzt zu schleifen, falls ich mich weigern sollte dorthin zu gehen... Er hat sich aber nicht getraut ;o)


Das mit dem von uns für dieses und nächstest Trimester angestrebte Stipendium hat sich übrigens erledigt... dieses Jahr hat die taiwanische Regierung nämlich keine Gelder für so unwichtige Dinge über, doof!


In Sachen Herkunftsländer unserer Kommilitonen hat sich dieses Trimester nicht viel getan. Wie gehabt kommen unsere Mitstudenten überwiegend aus Japan, gefolgt von Vietnamesen und Amerikanern. Neu ist, dass auch ein Taiwaner(!) im Nachrichten-Kurs zu uns gestoßen ist… wie sich später herausstellte, handelt es sich um den Sohn einer in die USA (L.A.) ausgewanderten taiwanischen Familie, der für 3 Monate nach Taiwan gekommen ist, um sein Leseverständnis zu verbessern. Anders als ich ist er allerdings in Taiwan geboren und erst mit 3 Jahren weggezogen. Ein kontaktfreudiger junger Mann, der Anschluss sucht, was mich sehr erfreut, denn L.A. ist bestimmt mal eine Urlaubsreise wert ;o) und wenn man schon mal da ist, könnte man ja auch einen Abstecher nach San Francisco machen, von dort kommt nämlich eine weitere taiwanische Amerikanerin, die wie ich, auch im Ausland geboren wurde. Herrlich zu hören, dass die taiwanische Kultur auch für die beiden, trotz ihres stärkeren familiären Bezuges (wenn man bei mir überhaupt von einem Bezug reden kann…!?), in mancher Hinsicht sehr befremdlich erscheint… wo bekommt man eigentlich noch Entenköpfe inkl. Schnabel und vergammelten Tofu als Delikatesse?!


Selbstportrait dreier Brillenschlangen am Busbahnhof

Sönke diesmal ohne doofes Gesicht, dafür ich mit Doppelkinn, Milefo lässt grüßen!

Dienstag, 10. März 2009

Über die Insel und zurück

[von sönke]

Wir sind zurück aus dem Urlaub mit Izns Mutter Meike, für den wir uns wieder ein Auto gemietet haben, um unabhängig unterwegs zu sein und an schönen Punkten ohne zeitliche Begrenzung stoppen zu können.
Am ersten Tag fuhren wir von Kaohsiung aus nach Foguangshan, dem größten buddhistischen Kloster in Taiwan, wo wir einige Stunden verbrachten.

Man hätte aber auch ebenso gut das doppelte der Zeit dort verbringen können, denn das Kloster ist weitläufig und parkähnlich gestaltet, so dass man dort auch einfach nur auf einer Bank sitzen und entspannen kann.



Zurück vor den Toren des Klosters belagerte eine Meute taiwanischer Frauen eine frisch eingetroffene Lieferung Ananas und sicherte sich die größten Exemplare, wir konnten uns aber immerhin mit einem mittelgroßen für die Weiterfahrt versorgen.

Es ging weiter nach Maolin, welches wir eigentlich schon immer mal an einem Wochenende besuchen wollten, aber irgendwie nie geschafft hatten. Als erstes ging es zu einer heißen Quelle, die jedoch überfüllt war, so dass wir eine Alternativquelle ansteuerten und so doch noch zu unserem heißen Bad unter freiem Himmel kamen.
Am nächsten Morgen begaben wir uns auf die Suche nach den Schmetterlingen, für die das Tal von Maolin berühmt ist, und wir wurden sogar an einigen Orten fündig.


Weiter ging es auf den South Island Cross Highway, wo sonniges Wetter herrschte, allerdings wurde es mit zunehmender Höhe etwas diesig. Spektakulär war die Fahrt durch den Tunnel bei Yakou, dem mit 2700 Metern Höhe höchsten Punkt der Straße: obwohl nur einige hundert Meter lang, war das Wetter am Tunnelausgang komplett anders als am Eingang, es herrschte nämlich auf einmal Nieselregen und dichter Nebel, so dass man kaum sehen konnte, wo sich die Straße befindet.
Gut, dass unser nächster Übernachtungsstopp in einer Art Jugendherberge dort oben gleich um die Ecke war.

Der nächste Tag brachte etwas bessere Sicht, und wir fuhren weiter zur Lisong Hot Spring, die laut Reiseführer als schönste heiße Quelle Taiwans gilt. Dies gilt sie unter anderem, weil der Weg dorthin etwas länger dauert und daher kaum Menschen dort sind. Wie wir feststellten, dauert der Weg nicht nur lange, sondern ist auch sehr beschwerlich, da es einen sehr steilen Pfad, teilweise mit installierten Seilen, über ca. 300 Meter Höhenunterschied nach unten zu einem Fluss, den man dann noch zweimal durchqueren muss, hinuntergeht.


Nach 1,5 Stunden am Fluss angekommen, wunderte sich Izn über zwei Seile, die quer über den Fluss gespannt waren. Diese dienten offensichtlich nicht zur Durchquerung, denn bei den Seilen war der Fluss relativ tief und breit. Die Antwort erhielt sie kurze Zeit später, als sie beim Durchqueren wegrutschte, und von der Strömung mitgerissen wurde. Ihre Reise als Treibholz konnte sie mit einem beherzten Griff an die zwei Seile unterbrechen, das nennt man wohl ganzheitliches Lernen.



Die zweite Flussdurchquerung verlief ebenfalls sehr turbulent, nachdem ich zuvor die Tiefe des Flusses unterschätzt hatte und die Grenze zwischen Wanderbekleidung und Badebekleidung im wahrsten Sinne des Wortes verschwimmen ließ. Belohnt wurden wir mit den heißen Quellen, die wir für uns allein hatten und deren Anblick und Lage wirklich sensationell ist.



Wenn es einem in den heißen Quellen zu warm geworden ist, kann man mit einem Bad im kühlen Gebirgsfluss nebenan Abhilfe schaffen, ebenso kann man die in den Sand gegrabenen Pools mit dem heißem Quellwasser durch Zumischen von Flusswasser auf die Wunschtemperatur bringen.



Unter der Hotsprings-Dusche


Um ein Haar hätten wir allerdings keine Fotos von diesem Naturschauspiel zeigen können, denn auf dem Rückweg verrechnete ich mich abermals beim Queren des Flusses, wurde von der Strömung mitgerissen und verlor den (wasserdichten) Fotoapparat. Die Strömung im Fluss ist ziemlich stark, also schienen alle Fotos mitsamt dem Apparat verschwunden, doch Spürnase Izn gelang es tatsächlich, die Nadel im Heuhaufen zu finden, was uns für kurze Zeit den bevorstehenden Aufstieg vergessen ließ, der wie befürchtet sehr anstrengend wurde.

Nachdem wir am Abend ein nettes Hotel (mit eigener heißer Quelle, versteht sich) in Ruisui im East Rift Valley gefunden hatten und uns abermals mit einem heißen Bad von der anstrengenden Tour zur heißen Quelle erholen konnten, wurde Izn leider nachts krank und verbrachte die nächsten zwei Tage vorwiegend liegend auf der Rückbank im Auto. Unsere geplante Rafting Tour war ohnehin schon aus Wassermangel im entsprechenden Fluss abgesagt, so dass wir spontan einen Abstecher in die Taroko Schlucht unternahmen, um Meike diese Sehenswürdigkeit einmal zeigen zu können.

Die Nacht verbrachten wir an der Ostküste in einem wunderschönen Bed & Breakfast direkt am menschenleeren Strand von Jici,


ein morgendliches Bad in der Brandung des Pazifiks war somit Pflicht.



Langsam bummelten wir die Ostküste weiter Richtung Süden hinunter, um an allen Sehenswürdigkeiten einen Stopp einzulegen, was außer uns auch diverse Reisegruppen mit gecharterten Reisebussen taten, so dass wir bald bei jeder Sehenswürdigkeit von uns bekannten Gesichtern umgeben waren.



Unser letztes Bad in einer heißen Quelle war schon wieder einen Tag her, also checkten wir abends in ein Hotel bei den Jinluan Hot Springs ein, von dem man bei einem heißen Bad wunderbar hinunter auf das Meer blicken kann, wie wir am nächsten Morgen feststellten.
In einem weiteren Becken sahen wir zwei Taiwaner, die ihre Füße badeten. Bei näherem Hinsehen entdeckten wir, dass das Becken außer warmen Quellwasser noch kleine Putzerfische beherbergte, die zum Frühstück einen kleinen Hornhautimbiss einnahmen, lecker!


Auch wir erbarmten uns und fütterten ein wenig die Fische, bevor wir nach Kending, unserer letzten Etappe, fuhren.


Nicht ohne meinen Regenschirm: Sonnenbad auf taiwanisch


Auf einem Ausflug per Moped entdeckten wir dort in einer Bucht eine Schule taiwanischer Schnorchler, die zusammengebunden vom ihrem Lehrer an Land geschleppt wurden, ein wirklich skurriler Anblick, da außer dem Lehrer niemand einen Flossenschlag tat.

Der Urlaub endete mit einer Taxifahrt von Kending zurück nach Kaohsiung (ca. 90 Kilometer), denn ein Taxi (300 NTD/Person) war zu dritt günstiger als der Bus (350 NTD/Person). Darüberhinaus geht es mit dem Taxi auch noch viel schneller, denn mit einem Pkw kann man viel besser an anderen Fahrzeugen, die unverständlicherweise vorschriftsmäßig an einer roten Ampel anhalten und auf grün warten, über die Mopedspur rechts vorbeifahren, als mit einem ganzen Bus ;o)
So waren wir in genau 1 Stunde und 30 Minuten am Zielort angelangt und wurden sogar bis vor die Haustür gefahren. Geplante Fahrtdauer mit dem Bus bis zum Kaohsiunger Hauptbahnhof: 2 Stunden und 20 Minuten!

Noch mehr Fotos von unserer Fahrt findet Ihr hier.