Dienstag, 25. November 2008

Ab in den Süden

[von izn - schon wieder!]

Wie ja einige von Euch bereits wissen, haben wir derzeit Besuch von Sven, auch bekannt als Kickboxtrainer aus meinen aktiven Zeiten. Mittlerweile ist er seit 1 Woche hier und hat seitdem schon die ein oder andere lustige Bekanntschaft mit den Einheimischen hinter sich. Sei es, dass er unten im Markt von einer rüstigen Dame jenseits der 60 mit „I love You“ begrüßt wird, beim Einkaufen als Fotomodell für’s Familienalbum dient oder ihm seine Nudeln von einer unbekannten Fremden vom Nebentisch umgerührt werden, damit er auch in den Genuss der leckeren Soße kommt, die sich unten in der Schüssel befand.

Evtl. wird er hier aber selbst noch mal von seinen Erlebnissen berichten, daher hier nur ein kurzer Anriss.

Das alles und noch mehr ist ihm allerdings nur passiert, wenn er entweder alleine oder mit Sönke unterwegs war. Befinde ich mich mit ihm in einem Gespann, löst das eher nur Blicke, Fingerzeige und Gegiggel der weiblichen Einheimischen hinter vorgehaltener Hand aus.

Zwar hat Sven – wie Sönke damals einmalig passiert - noch keinen Applaus einer Gruppe Studenten auf offener Straße bekommen, allerdings wird er aufgrund seiner Größe (1,95 m) hier doch eher bestaunt als Sönke… Naja, Sönke kommt mit der Konkurrenz klar, zumal Sven ja auch nicht ewig hier bleibt :o)

Wir werden jedenfalls heute zu dritt Richtung Süden aufbrechen und dann mal sehen, was die Ostküste Taiwans so zu bieten hat. Schließlich wollen unsere 7 Tage Trimesterferien auch wohl genutzt werden. Gestern Nachmittag schien das Wetter aber vergessen zu haben, dass hier derzeit Trockenzeit ist, und unsere Laune ging entsprechend runter... Eine Strand-/Küstentour im Regen ist nicht so ganz das was wir uns vorgestellt hatten. Heute sieht’s aber schon wieder besser aus, so dass wir wohl bald aufbrechen werden. Wir werden entsprechend berichten!

Zum vorläufigen Abschied noch ein kleiner Gruß nach Deutschland von Sönke, der hier gerade frech grinsend und winkend einwirft, dass das Wasser in Kending, unserer 1. Station an der Südspitze Taiwans, zurzeit 27°C misst… Mist?! Nö!

Montag, 24. November 2008

Qimokao - Prüfungsmarathon

[von izn]

Haben unsere Trimester-Abschlussprüfungen (phon.: Qímòkăo) heute erfolgreich hinter uns gebracht und nun endlich, endlich wieder mal Zeit, um Euch ein wenig mit Informationen zu füttern. Ihr müsst ja völlig ausgehungert sein… also, mal lieber schnell Abhilfe schaffen:

Habe das gesamte Wochenende fast ausschließlich damit verbracht, mich auf meine 5 von 6 potentiell möglichen mündlichen Prüfungsaufgaben vorzubereiten, nur um in der Prüfung nach nur 1 Aufgabe vom Haken gelassen zu werden… ich glaub ich spinne! Dafür hab ich bis heute morgen um 1 Uhr gebüffelt?!? Ich war entsprechend perplex… wobei ich nicht sagen kann, wer perplexer war. Ich wegen der 1 Frage oder die Prüfer, weil ich überhaupt nicht verstehen wollte, dass die Prüfung nun schon vorbei sein sollte… Wie?! Fertig?! Ähhh…?! War aber tatsächlich so… hätte man das mal vorher gewusst, toll!

Sönke war auch nicht allzulange in Klausur, musste sich aber mit seltsamen Fragen wie z.B:

„Wie schätzen Sie die derzeitige Arbeitsmarktsituation für junge Menschen in Deutschland im Zuge der derzeitigen globalen Finanzmarktkrise ein?“

Die Antwort: „Ich bin kein junger Mensch…“ schien die Prüfer irgendwie nicht richtig zufriedenzustellen… im Gegensatz zu seinen weiteren Ausführungen, denn mit dem Endergebnis kann man zufrieden sein.

Das Ursprungsthema seiner mündlichen Prüfung war übrigens „Bewerbungen“. Ich hingegen durfte mich noch nicht mal 5 Minuten damit beschäftigen, das Weihnachtsfest in Deutschland vorzustellen… irgendwie ungerecht! Zumal die Sönke gestellte Frage im Unterricht überhaupt nicht thematisiert wurde… Weihnachten hingegen ist, wenn auch nur kurz angerissen, Bestandteil eines unserer Lehrbücher.

Apropos Lehrbuch. Das Lehrbuch unseres Kommunikationskurses (Speak Mandarin VoI. 12, 1998) empfanden wir als, sagen wir mal, „eher uninteressant“....anfangs… in der Mitte… und auch am Ende. Mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass in unseren beiden Folgekursen (Schwerpunkt Lesen) ein weiteres Exemplar (Chinese Moral Tales) aus derselben Lehrbuchreihe behandelt werden sollte … neiiiin!

Nach einer Leseprobe - wir sind ja keinen vorschnellen Verurteiler - entschlossen wir uns, Lesekurs I + II zu überspringen und gleich zum Lesekurs III überzugehen (Buch: Taiwan Today, welches wir ebenfalls nach einer Leseprobe als besser erachteten), was aber zunächst nicht ganz so einfach war, da man uns das offenbar nicht so ohne Weiteres zutraute… Frechheit, schließlich bezahlen wir hier für unser Geld! :o) Hinzu kam noch, dass man für einen Kurs mindestens 4 Teilnehmer braucht... und wir waren… nur 2! Es gesellte sich dann aber noch der Japaner aus meinem Grammatikkurs hinzu, der nach einem Trimester Chinese Moral Tales - Lesen keine Lust mehr hatte, dass Buch weiter zu behandeln - was uns natürlich in unserer Entscheidung bestärkte... macht summa summarum 3 Teilnehmer.

Dies ist jetzt wohl die passende Gelegenheit um auf eines der vielen kulturell bedingten Phänomene hierzulande (daskannmanwirklichzusammmenundkleinschreiben!) zurückzukommen: Aufgrund der annähernden Lautgleichheit im Chinesischen zwischen den Worten für die Zahl „ Vier“ und „Tod“, versucht man die Zahl „4“ hier im Alltag möglichst zu vermeiden. Sei es, dass in Krankenhäusern kein 4. Stock existiert oder man, wenn man zu viert im Restaurant erscheint gefragt wird, ob man 3+1 Plätze benötigt…

Möglicherweise haben wir es diesem Umstand zu verdanken, dass wir unseren gewünschten Lesekurs nun doch zu dritt bestreiten dürfen, natürlich nachdem wir uns mit einem entsprechenden Test dafür qualifiziert hatten – Applaus, Applaus! :o)

Zudem gebührt Sönke ein weiterer Applaus dafür, dass er es nicht nur geschafft hat, seine eigentlichen Prüfungen und den Quali-Test für Lesekurs III zu bestehen (das hab ich schließlich auch geschafft ;o), sondern eine weitere Prüfung, um auch noch ein Grammatikkurs-Trimester zu überspringen.

Na, seid Ihr jetzt völlig verwirrt?! Macht nix, wichtig ist nur, dass wir nach 4,5 Stunden Prüfungsmarathon kommendes Trimester nun beide sowohl denselben Lesekurs als auch denselben Grammatikkurs besuchen können!

So, nu aber genug von Prüfungen, Tests und Aberglauben. Ein weiteres Thema folgt im nächsten Beitrag… weiter geht’s nach der Werbung!

Mittwoch, 12. November 2008

Heiße Zeiten


Vielleicht hat es der ein oder andere von Euch mitbekommen. In Taiwan geht es in politisch-gesellschaftlicher Hinsicht gerade heiß her.

Gestern bzw. heute morgen wurde der Ex-Präsident Chen wegen Veruntreuung von Steuergeldern verhaftet, respektive zur Vernehmung vorgeführt.

Weiterhin befürchtet ein Teil der Bevölkerung, dass der derzeitige Präsident Ma mit seiner china-freundlichen Politik Taiwan früher oder später an China „verkaufen“ wird und somit die hiesige Demokratie gefährdet ist.

Viel Grund zu öffentlichen Demonstrationen, bei denen es auch zu Gewaltanwendungen kam.

Brennpunkt Taipeh - der Blog eines Hamburger Journalisten, der eine Zeit lang in Taiwan gelebt hat - informiert hierüber.

Uns würde interessieren, ob und wie in den deutschen Medien allgemein darüber berichtet wird, also her mit Euren Kommentaren!

Ein Blick in den o.g. Blog lohnt sich aber auch sonst. Einen Link hierauf findet ihr neuerdings auch links in unserer Navigationsleiste.

Montag, 10. November 2008

Frechheit!!!

[von izn]

Da hatte man mal ein so gut wie hausaufgabenfreies Wochenende - Vokabelpauken zähl ich schon gar nicht mehr dazu - und freut sich auf einen geplanten Ausflug zu den heißen Quellen in Maolin, ein Ort ca. 60 km nordöstlich von hier, und was ist?! Ein fettes Tiefdruckgebiet mit Namen Maysak schwebt seit Samstagmorgen über Taiwan und bescherte uns das ganze Wochenende lang Regen, Regen und Wind und nochmals Regen... und es ist kalt!

Heut Nacht sind die Temperaturen sogar bis auf 19,6°C gesunken! Heute Morgen hatten wir kühle 20,1°C, so dass wir hier zum ersten Mal lange Klamotten anziehen mussten. Derzeit haben wir 24°C…brrrrr! Aber wenigstens regnet es nicht mehr, im Regen Scooter fahren ist nämlich bäh, bäh! Auch mit den schicken Regencapes, die wir uns zugelegt haben.

Soll noch ein, zwei Tage so weitergehen, Maysak ist hartnäckig.


Als Alternativprogramm zu den heißen Quellen, haben wir uns einen echt heißen Film angeschaut: Tropic Thunder von und mit Ben Stiller… herrlicher Quatsch über den größten Kriegsfilm aller Zeiten… Ex-Präsi Bush würde dazu wohl sagen: „Frechheit!“.


An der Uni hat die Einschreibefrist für das kommende Trimester (Dezember – März) begonnen. Zurzeit haben wir ja beide unsere Kurse montags bis freitags je vormittags (09:10 Uhr – 12:00 Uhr), was uns auch sehr gut gefällt.

Je fortgeschrittener die Kurse aber werden, desto eher finden sie am Nachmittag (14:10 Uhr – 17:00) statt – Frechheit III.!

Für mich bedeutet das, dass ich kommendes Trimester sowohl vor- als auch nachmittags zur Uni muss, dafür aber auch dienstags und freitags frei habe… wäre auch nicht schlecht, würden Sönkes Kurse zur selben Zeit stattfinden, tun sie aber nicht! Seine Kurse sind weiterhin vormittags. Doof, doof, DOOOOF!!! Sowohl bezüglich des sozialen als auch logistischen Aspektes...

Sönke versucht daher, einen Kurs zu überspringen. Dazu müsste er aber einen Test bestehen… Naja, und wenn nicht, dann nicht. Spätestens zum nächsten Trimester (März - Juni) hätten wir unsere Kurse nämlich wieder zur selben Zeit… zwar alle nachmittags, aber immerhin!

Freitag, 7. November 2008

Wolke aus Blütenregen



Allmählich kehrt hier der Alltag ein, sodass es eigentlich nicht viel Neues zu berichten gibt. Aber der Appetit kommt ja bekanntlich beim Essen, und da die letzte „Mahlzeit“ bereits mehr als eine Woche her ist, fangen wir einfach mal an.

Unser fahrbarer Untersatz hat mittlerweile neue Puschen bekommen. Eigentlich wollten wir ja bloß einen Ölwechsel machen lassen, aber wie das so ist. Eins führte zum Anderen und nun haben wir, abgesehen von den beiden Reifen und neuem Öl, einen neuen Blinkerschalter - denn auch, wenn hier kein A.... darauf achtet, trägt ein funktionierender Blinker doch sehr zu unserem rein subjektiven Sicherheitsgefühl bei – desweiteren ein neues Kugellager – welches uns ungefähr in 10 Einzelteile entgegenkullerte, als der Mechaniker den Hinterreifen abmontierte – und letztendlich zwei neue Glühbirnen für das Vorderlicht. Ach ja, und weil wir gerade so gut dabei waren, haben wir auch gleich neue Bremsbeläge einbauen lassen… und schwupps, schon fährt /bremst das Ding spürbar leichter... oder lag es etwa daran, dass unser Geldbeutel um 2000 NTD (ca. 50 €) Gewicht verloren hat?!

























Heute Abend fand ein Gesangswettbewerb für ausländische Studenten an unserer Uni statt. Teilnehmen konnte jeder Student nichttaiwanischer Staatsangehörigkeit. Natürlich waren nur Lieder in chinesischer oder taiwanischer Sprache zugelassen, sonst wäre es ja witzlos… Obwohl… einige gesangliche Darbietungen wären bestimmt auch in der Muttersprache des Interpreten zumindest „interessant“ gewesen. Dieter Bohlen wäre neidisch geworden! Es wurde sich reichlich angemeldet, so dass am Ende ca. 20 Auftritte zustande kamen.

Diese Chance ließen sich auch einige unserer Kommilitonen natürlich nicht entgehen und Sönke wurde flugs musikalischer Direktor einer internationalen Music and Dance Performance – Company. Izn konnte der Zwangsmitgliedschaft gerade noch einmal entgehen und nutzte die Probezeiten lieber dazu, mit der musikalischen Untermalung einen Teil ihrer Hausaufgaben zu erledigen.

Ursprünglich wurde Sönke von seiner vietnamesischen Kommilitonin gefragt, ob er sie auf der Gitarre beim Gesangswettbewerb begleiten könne, was er sich natürlich nicht nehmen ließ. Die vorsichtig gestellte Frage unserer französischen Kommilitonin, ob es vielleicht eventuell möglich sei, den Proben beizuwohnen, wurde von der Sängerin fast verständnislos mit einem überaus freudigen „Ja, selbstverständlich, supiiii, juhu, kommt alle mit!“ beantwortet.

Sönke glaubte, seinen Ohren und Augen nicht zu trauen, denn aus Deutschland ist er es gewohnt, dass Sänger oder Sängerinnen sich in einer ähnlichen Situation bei einer solchen Frage ordentlich genieren würden, heftige Hustenanfälle bekommen, da sie sich gerade fürchterlich erkältet haben, weswegen es schon ginge, sich die Probe anzuhören, aber es würde bestimmt schrecklich klingen etc.
Hier hingegen ist es einfach nur wichtig, dass man etwas zusammen in einer Gruppe macht, und je mehr Leute in der Gruppe sind, desto besser (auch wenn sie nur Hausaufgaben machen), ein sehr sympathischer Zug, der seinen Ursprung in der asiatischen Mentalität (insofern es sowas überhaupt gibt) zu haben scheint. Spontan gesellten sich noch eine weitere vietnamesische Kommilitonin sowie ein Amerikaner hinzu, der sich mindesten ebenso spontan eine Regenschirm-Choreographie ausdachte, und schon mutierten die Zuhörer zu Tänzern.

Man muss dazu wissen, dass der Titel unseres Liedes frei ins Deutsche übersetzt etwa „Der Wind trägt in seiner Mitte eine Wolke aus Blütenregen“ heißt. Entsprechend ist das Lied auch kein bisschen kitschig… Link gefällig?

Wöffshopstyle wurde mit ganzen drei Proben immerhin der dritte Platz errungen, hätten wir mal bloß nur einmal geprobt!