Donnerstag, 16. April 2009

Gestern im Zeitungslesekurs...

[von izn]

...bin ich in der Chinatimes auf einen Artikel gestoßen, der neutral gesagt, mein Interesse geweckt hat, und dass nicht nur, weil er mit Deutschland zu tun hat. Da ich aber gerade zu faul und zu müde bin, einen Zeitungsartikel zum gleichen Thema auf Deutsch (oder Englisch) herauszusuchen und ihn Euch als Link zu kredenzen, fasse ich den Inhalt des chinesischen Artikels mal folgendermaßen zusammen:

Die düsseldorfer Werbeagentur Grey hat sich mit einer Kondom-Werbeaktion für Europas größte Versandtapotheke DocMorris den Zorn einiger chinesischer Staatsbürger zugezogen.

Wie das denn sein kann??? -Na, seht selbst:
Na, erkennt ihr ihn?
Der Chinatimes zufolge, soll der Slogan in etwa folgender sein: "Unsere Kondome sind so stark, dass sie noch nicht mal Angst vor einer so bedeutenden Person wie Mao Zedong hätten!"

Stimmen chinesischer Staatsbürger, vor allem aus dem Internet, sollen nun fordern, dass sich Deutschland wegen der Verunglimpfung einer historischen Persönlichkeit Chinas bei China entschuldigen sollte.

Auf meine Frage, ob die Taiwaner das auch so sehen, antwortete unsere Lehrerin (a.k.a. "kleine Schwester" Hong), dass Taiwaner diesbezüglich wohl etwas liberaler eingestellt seien...

Vielleicht könnte der Protest einiger Festlandchinesen aber auch daran liegen, dass es anders ausgelegt auch heißen könnte: "Benutzt Kondome, verhindert die Geburt eines weiteren Mao Zedong!" oder noch böser: "Hätten Maos Eltern mal besser Kondome gehabt..."

Oder die Eltern von:


Oder die Eltern von:

Für Interessierte unter Euch, die Chinesisch können, geht's hier zum Original-Artikel der Chinatimes.

Kommentar meinerseits:
Da bekommt der bekannte Slogan "... - Kondome schützen!" ja eine ganz neue Tendenz ;o)

Freitag, 10. April 2009

Ausflug der dritten Art

[von sönke]

So, wie versprochen folgt an dieser Stelle eine kurze Schilderung des jährlich stattfindenden Ausflugs unserer Uniabteilung vor einer Woche.
Teilnehmer waren sowohl Lehrer als auch Schüler, so dass ein Reisebus gefüllt werden konnte. Es sollte nach Meinong und nach Tengjhih gehen, beides ca. eine gute Stunde nördlich von Kaohsiung gelegen. Meinong ist eine Ortschaft, deren Bewohner mehrheitlich der Hakka Volksgruppe angehören, und in deren Kultur man dort einen kleinen Einblick nehmen kann. Tengjhi (oder eigentlich Tengzhi) ist ein Naturschutzgebiet im südlichen Bergland und besteht im Wesentlichen aus Wald, Bergen und Nebel.


Bergwald mit Nebel: Tengjhih


Aber alles der Reihe nach…
Als Abfahrtzeit war morgens 7:50 Uhr angesetzt, so dass wir dann auch pünktlich um 8:30 losfahren konnten, um an der U-Bahnstation die letzte Nachzüglerin, unsere Lehrerin „Tante“ Liu einzusammeln… Wer sie einmal gesehen hat, weiß, wie sie zu ihrem Spitznamen gekommen ist. Später beklagte sie sich bitterlich, denn sie fand heraus, dass die Reiseroute genau an ihrer Haustür vorbei führte, da hätte man sie doch abholen können etc.


Ich hingegen war trotz meiner Müdigkeit frohen Mutes, denn bei unseren Reisen auf dieser schönen Insel habe ich schon oft neidische Blicke auf die diversen taiwanischen Reisegruppen geworfen, die regelmäßig in bunten Reisebussen die Sehenswürdigkeiten Taiwans heimsuchen und dort fröhlich schnatternd und mit Anstecknadelnd gekennzeichnet einander fotografieren und die Souvenirläden zur großen Freude der Inhaber stürmen.
Ei, wie schön wäre es wohl, selbst einmal Teil einer solchen Gesellschaft zu sein, und vor allen Dingen, was passiert eigentlich in so einem heiteren Bus während der Reise? Schlafen alle, wie im Zug oder in der U-Bahn? Sehen sie sich aus dem Fenster die vorbeiziehende Landschaft an? - (unwahrscheinlich) – Oder spielen sie Mahjong? Wenn ja, wie hoch ist der Mindesteinsatz?
Die Antwort auf meine Frage sollte ich, kurz nachdem ich mir vor Aufregung mit der Anstecknadel mein T-Shirt zerrissen hatte, schon bald erhalten.

Ich hätte eigentlich gar nicht lange überlegen müssen, aber offenbar habe ich auch nach über einem halben Jahr Aufenthalt noch kein tieferes Verständnis für die landestypischen Gewohnheiten entwickelt: natürlich wird während der Fahrt Karaoke gesungen. Supi, was kann es am frühen Morgen Schöneres geben, als den süßen Klang der Begleitautomatik einer Karaoke-Maschine? Eine ordentliche Portion Gnadenhall auf das Mikro, und los geht es mit schwülstigen chinesischen Schlagern, ächz…
So richtig in Fahrt kam die Gesellschaft jedoch nicht, so dass einzig Frau Gong, ihres Zeichens Mitarbeiterin in der Verwaltung unserer Uniabteilung, unsere Fahrt mit einzelnen gesungenen Textfragmenten versüßte, die sie von den scheinbar wahllos in die Karaoke-Maschine eingegebenen Titeln noch in Erinnerung bringen konnte. So etwas nenne ich mal konsequent.

So verging die Fahrt wie im Flug, und wir hatten bei unserem ersten 20-minütigem Stopp Zeit, uns in einem frei in der Gegend herumstehenden Souvenirladen auszutoben und unter anderem typische Hakka-Souvenirs wie Plastikgartenzwerge oder neongrüne Spielzeugpistolen in Augenschein zu nehmen. Wer wollte, konnte natürlich auch einfach nur örtliches Kunsthandwerk shoppen.

Quatsch mit Lehrern und Drachenschildkröte: v.l. "kleine Schwester" Hong, "Meister" Shi, Frau XY aus der Verwaltung

Nächste Station waren die 18 Arhat Mountains, spektakulär anzusehende Felsformationen, die durch Erosion entstanden sind. Leider können wir hier keine Bilder zeigen, denn wir hatten unseren Fotoapparat vergessen, und auf den Bildern, die uns unsere Lehrerin zur Verfügung gestellt hat, sind nur Menschen und Essen zu sehen, die Landschaft war wohl nicht fotogen genug...

An den Arhat Mountains bildete sich auch die Vorgehensweise für die Gruppenfotos heraus: Damit auch jeder ein Gruppenfoto auf seiner Kamera erhielt, wurden unserer freundlichen Reiseführerin alle sich im freien Umlauf befindlichen Kameras umgehängt, und es hieß stillstehen und grinsen für die nächsten 10 Minuten, bis auf jeder Kamera ein Gruppenfoto gespeichert war. Dieses Ritual sollte sich zur großen Freude aller Beteiligten noch unzählige Male an vielen verschiedenen Orten wiederholen.


Gruppenbild mit Mönch

Wenn gerade kein Foto mit der gesamten Gruppe ansteht, kann man sich auch prima in kleineren Gruppen fotografieren lassen. Hierbei kann man sich sicher sein, dass sich noch irgendein asiatischer Mitreisender, den man nicht kennt, mit dazugesellt um sich fröhlich grinsend, mit einer Hand das Victory Zeichen formend, für die Ewigkeit digitalisieren zu lassen.
Hier also ein als Dreiergruppe geplantes Motiv:



"3er Gruppenbild" mit Chini, "kleiner Schwester" Hong und Frau Gong, aber wer zum Teufel ist das ganz links?

Es ging weiter nach Tengjhih, und mein Respekt für den Busfahrer wuchs mit jedem Meter, den er das Gefährt die enge Straße den Berg hochquälte. In Taiwan schließt an die Straßenränder nämlich oft übergangslos ein kleiner Wassergraben aus Beton an, in den prima ein Reifen passt, Achsbruch lässt grüßen. Dass nach dem Wassergraben oftmals ein äußerst steiler Abgrund folgt, soll hier der Vollständigkeit halber ebenfalls noch Erwähnung finden, Schädelbasisbruch lässt bei der Gelegenheit auch grüßen.
In 1500 Metern Höhe war die Luft dann schon spürbar kühler, und es wurde zu unserer großen Freude ein reichhaltiges und leckeres Essen aufgefahren.



typisch taiwanische Tafel (juhu, Alliteration!) mit Pappbechern und Plastiktischdecke

Anschließend ging es auf eine kleine Wanderung in den von Nebelschwaden eingehüllten Wald, eine wirklich besondere Atmosphäre mit wohltuender Luft für die großstadtgeplagten Lungen. Aus Sicherheitsgründen fiel der Fußmarsch ein wenig kürzer als geplant aus, denn es wurde immer nebliger, was schlechte Sicht für den Rückweg verhieß, und so gingen wir kein Risiko ein und fuhren bei guter Sicht die Bergstraße wieder hinunter zur letzten Station, einer kleinen traditionellen Gasse in Meinong, in der es Souvenirs und kulinarische Hakka-Spezialitäten zu bestaunen galt. Ich probierte einen Tee mit diversen von uns frisch gemörserten Zutaten wie Sesam, Erdnüssen und roten Bohnen (sehr nahrhaft und durchaus wohlschmeckend) sowie ein typisches Gericht aus Reisnudeln, vor dem ich jedoch gewarnt worden war. Es stellte sich allerdings als durchaus lecker heraus, ich hatte eigentlich auch nichts anderes erwartet. Zur Feier des Tages bot mir unser Lehrer Meister Shi noch einen Happen in Essig gekochten Darm an, da konnte ich ja wohl kaum nein sagen. Wertung: kein Kommentar…

Um derlei Erlebnisse bereichert traten wir die Rückfahrt an, und auch Frau Gong hatte diesmal ein Einsehen und schaltete statt der Karaoke Maschine den DVD-Player ein, so dass wir noch in den Genuss einer Filmvorführung kamen. Auch Tante Liu kam zu ihrem Recht, sie wurde zwar nicht bis vor ihre Haustür kutschiert (denn auf der Rückfahrt kamen wir dort nicht vorbei), aber immerhin brauchte sie nicht bis zum Endpunkt mitzufahren, sondern durfte an einer U-Bahn Haltestelle den Bus verlassen.

Auch auf Taiwan erhältlich: lecker Wildschwein!

Samstag, 4. April 2009

Criminal Investigation Bureau

[von izn]

Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von: „Was treiben die beiden da eigentlich den ganzen Tag…?!“ - Nun, nachdem wir Sönkes 35. Geburtstag erfolgreich hinter uns gebracht haben, hat uns die frohe Nachricht eines weiteren Strafzettels ereilt – ach ja, bezüglich der Blitzerampel ist es übrigens bei dem einen Ticket geblieben, puuuh – Auf unserer letzten Rundreise-Tour gab es da wohl irgendwo eine Geschwindigkeitsüberschreitung, die uns 1700 NTD kostet. Dies haben wir aber diesmal nicht per Post erfahren sondern per SMS auf‘s Handy… bequemerweise wird der Betrag auch gleich direkt von unserer Kreditkarte abgebucht. Offenbar der übliche Weg, wenn man ein Verkehrsdelikt mit einem Mietwagen begeht… schade nur, dass wir Euch diesmal kein Foto präsentieren können.

Studienmäßig geht es dieses Trimester etwas ruhiger zu Werke, zumindest was den Vokabellernstresspegel angeht. Das ist aber auch bitter nötig, denn auch wenn die Quantität zurzeit einigermaßen erträglich ist, so kann man das von der Qualität nämlich nicht behaupten. Damit meine ich nicht die Sinnhaftigkeit der einzelnen Vokabeln, sondern vielmehr deren Schwierigkeitsgrad.

Wie ich von unserer kürzlich erworbenen Tandempartnerin (Sprachpartnerin), Nadine, gehört habe, soll Chinesisch angeblich am Anfang einfach sein – ha, wer’s glaubt!!! – und später immer schwieriger werden – das hingegen kann ich unterschreiben!!! Mit Deutsch soll’s übrigens andersherum sein… Mmmh, hab ich noch nie so drüber nachgedacht… vielleicht liegt’s daran, dass Deutsch ein SYSTEM hat?!? Das sich Grammatik schimpft ;o)

Nadine lernt seit 2 Jahren Deutsch an der NKFUST, und ist die 學妹 („Studien-Kleine-Schwester“ oder einfach Tutandin) von Livi, der Freundin unseres Kommilitonen, Alex. Bisher treffen wir uns zu dritt mit Sönke, der aber vielleicht beim nächsten Treffen eine eigene Tandemianerin vorgestellt bekommt, nämlich Anja, die Freundin und Jahrgangskollegin von Nadine.

Lasst Euch nicht durch die deutschen Namen irritieren, es handelt sich um Taiwanerinnen. Das ist hier einfach so, dass man sich 50.000 Namen gibt. Habt Ihr nicht auch früher in der Schule aus Spaß im Englischunterricht einen englischen Namen bekommen? Nun, so in etwa ist es hier auch, nur dass man den Namen hier auch im alltäglichen Leben benutzt, bspw. auf den hier so beliebten Visitenkarten - hast Du keine, bist Du niemand! Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat JEDER Taiwaner, der hier lebt, einen englischen Namen, nur so zum Spaß, ohne amtliche Anerkennung. Das Spiel lässt sich beliebig oft fortsetzen, z.B. mit deutschen Namen, spanischen Namen, lateinischen Namen, griechischen Namen, etc... So seltsame direkte Namensübersetzungen wie “Ie-Chen“ gibt es nur bei im Ausland geborenen Taiwanern. Hier würde ich schlichtweg 儀珍 oder einfach Nancy heißen – jaaaa, mir ist halt in der 5. Klasse kein besserer Name eingefallen, 'tschuldigung!


In unserem Zeitungslesekurs nehmen wir zurzeit die Rubrik „Gesellschaftliches“ durch, mit Schwerpunkt auf Kriminalität. Ein wie ich finde sehr interessantes Thema, mit leider noch „interessanteren“ Vokabeln, wie z.B. 竊盜 (qièdaò - Einbruch)… Naja, zum Glück ist es ein LESE-Kurs und wir müssen das Gewurzel nicht unbedingt schreiben können.

Zu dem Thema bin ich dann auch ein bisschen im Netz herumgesurft und auf die Website des hiesigen Criminal Investigation Bureaus gestoßen: ein Klick lohnt sich.

Im Vergleich dazu hier die Internetseite unseres deutschen Pendants : klick

Schon ein bisschen witzig, finde ich.


So, meine Damen und Herren, nun ist es mal wieder Zeit für eine kurze Pause. Nach der Werbung erfahren Sie, wie Sönke und Ie-Chen an einem Ausflug der dritten Art teilnahmen… dann gibt's auch wieder ein paar Fotos ;o)