Donnerstag, 2. Oktober 2008

Was machen wir hier eigentlich?

[von sönke]

Ihr wundert Euch vielleicht, warum die Frequenz der neuen Blogeinträge stagniert. Nun, diese Tatsache hat den einfachen Hintergrund, dass wir lernen müssen. Daher nutze ich diesen Blogeintrag, um etwas über unseren Unialltag hier zu berichten.
Unsere Kurse sind aufgeteilt in 9 Stunden Grammatikkurs und 6 Stunden Konversationskurs pro Woche, letzteren belegen Ie-Chen und ich gemeinsam. Für den Grammatikkurs muss insbesondere Ie-Chen jeden Tag von früh bis spät lernen, da sie einen Kurs höher als meine Wenigkeit belegt und dadurch einiges mehr nacharbeiten muss. Dafür braucht sie nun in meinem Kurs keine Langeweile mehr zu schieben, weil die Lehrerin so langsam und deutlich spricht. Mir gefällt gerade das sehr gut, endlich mal ein Muttersprachler, den ich verstehen kann... Die meisten Leute hier reden nämlich derartig schnell mit mir, dass ich kein Wort verstehe, offenbar wird angenommen, dass man Chinesisch entweder in Perfektion oder überhaupt nicht beherrscht.
Unser Konversationskurs besteht aus einem Franzosen, zwei Japanern sowie uns beiden und unserer stets fröhlichen Lehrerin, Frau Xie. Sie macht ihrem Namen alle Ehre, denn ins Deutsche übersetzt bedeutet ihr Name in etwa soviel wie Danke. Bedanken können wir uns bei ihr nämlich nicht nur für den guten Unterricht, vielmehr haben wir bei ihr eine Art Frühstückskurs gebucht, denn jede Stunde bringt sie uns taiwanische Spezialitäten zum Kosten mit. Letzte Stunde gab es für jeden ein großes erfrischendes Kaltgetränk aus grünem Tee und einer Art Kürbis, dazu bekamen wir eine dönerartige Teigtasche mit Salat und Fleisch serviert. Einzig unser Franzose war nicht so erfreut, da er kulturell bedingt eher auf ein süßes Frühstück abonniert ist, aber wahrscheinlich bekommen wir dann nächste Stunde ein solches als Kontrastprogramm serviert.
Mein Grammatikkurs besteht aus zwei Vietnamesinnen, zwei Japanern, einem Amerikaner, einem Australier, einer Französin, einem tibetischen Mönch, der vom Dalai Lama persönlich beauftragt wurde, Chinesisch zu lernen, mir, und besagter gut zu verstehender Lehrerin, Frau Li (Prunus Domestica, dt.:Pflaume), recht international also das Ganze. Gewundert hat es mich, dass auch der Grammatikkurs den Schwerpunkt auf mündliche Kommunikation legt, in Ie-Chens Kurs hingegen spielt die Beherrschung der Schriftzeichen schon eine wichtigere Rolle. Besser also, ich lege mich jetzt nicht auf die faule Haut, sondern lerne weiter Schriftzeichen, denn das nächste Quartal kommt bestimmt.
In Ie-Chens Grammatikkurs sitzen ein Deutscher (aus Bonn), zwei Japaner, eine Philippinerin, eine Vietnamesin, manchmal noch ein Bolivianer und ein Südafrikaner. Der Bolivianer scheint nicht soviel zu verstehen und kommt vorsichtshalber nur sporadisch. Der Südafrikaner ist offenbar schon seit ein paar Jahren hier und Englischlehrer an der Uni. Also ebenfalls eine bunte Truppe.
In ihrem Kurs sitzen übrigens die beiden Sieger im Dosenbierwettrinken vom letzten Freitag bei der Erstsemesterveranstaltung. Auf Studentenseite 1 Japaner und auf Lehrerseite Herr Shi. Am Freitag will der Kurs abends einen drauf machen... na das kann ja was werden!

Ich bin bisher sehr zufrieden mit meinen Lehrerinnen, der Unterricht wird abwechslungsreich und mit viel Humor gestaltet, auch wenn die Übungen hier öfter mal aus dem Auswendiglernen ganzer Sätze bestehen. Andererseits hat man meiner Meinung nach in vielen Fällen sowieso keine andere Möglichkeit außer Auswendiglernen, denn mit dem Verstehen-wollen der Satzstrukturen komme zumindest ich nicht immer weiter, außerdem kann bis zum Verstehen seeeeehr viel Zeit ins Land gehen...
Die Hausaufgaben sind, wie schon angedeutet, nicht gerade wenig, aber wir haben nichts anderes erwartet. Es bringt tatsächlich Spaß, hier zu lernen. Das warme Wetter und die tolle Lage der Uni am Meer tun ein Übriges.

Desweiteren sind wir seit Montag stolze Besitzer eines 125ccm Yamaha Motorrollers, der uns so einiges an Fahrtzeit sparen hilft. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln haben wir fast eine Stunde zur Uni gebraucht, mit dem Roller schaffen wir es locker in 25 Minuten. Passt man seine Fahrweise dem Chaosiunger Durchschnitt an, sind auch 20 Minuten drin...
Wir haben sogar eine taiwanische Fahrerlaubnis beim hiesigen Straßenverkehrsamt erhalten, die meisten Ausländer fahren hier jedoch ohne, weil es sowieso keinen wirklich stört. Die Polizei ist hier angeblich nicht daran interessiert, sich mit sprachunkundigen Ausländern herumzuplagen.
Da so selten eine taiwanische Fahrerlaubnis an Ausländer ausgestellt wird, wussten die Mitarbeiter im Amt auch nicht so genau, was zu tun ist, hefteten nur einen Zettel mit Schriftzeichen in unsere internationale Fahrerlaubnis und vergaßen ganz, uns eine Gebühr dafür abzunehmen. Allerdings besitzt diese Fahrerlaubnis nur Gültigkeit bis März 2009, danach müssen wir wohl eine Verlängerung beantragen.
Jedenfalls sind wir jetzt auch für Ausflüge am Wochenende in die nähere Umgebung gerüstet, die wir hoffentlich bald unternehmen werden.

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