Mittwoch, 29. Oktober 2008

Ein Wochenende in Taichung

[von izn]

Unsere Quartalszwischenprüfung - oder wie Sönke sagt: Mittsemesterprüfung - ist gut verlaufen, da hat sich das ganze Gepauke also gelohnt. Viel wichtiger ist allerdings, dass auch die Quartalsabschlussprüfung in ca. 4 Wochen genausogut, oder gar noch besser, verläuft, damit wir schön viel Futter für unsere Stipendienbewerbungen haben. Dafür braucht man nämlich ein Abschlussergebnis von mindestens 80 von 100 zu erreichenden Punkten (man könnte auch sagen 80%). Nur zum Einordnen: Unsere Prüfungsergebnisse rangieren im Bereich 84 - 91.

Zur Belohnung ging es letztes Wochenende erneut mit Baba Hsu auf Tour. Diesmal nach Taichung, welches in der Mitte Taiwans liegt.

Dort besichtigten wir u.a. den Sonne-Mond-See, der wirklich sehenswert ist! Türkisgrünes Wasser mit Gebirgskulisse und Schildkröten in freier Wildbahn. Leider war die Sicht nicht so gut, aber man kann erahnen wie es dort an klaren Tagen aussehen mag:


Sehenswert ist auch mal wieder die Angst der Taiwaner vor Wasser, sogar vor Seewasser. Gebadet wird nicht, wo's geht sondern wo's vermeintlich sicher ist:

Man beachte die Wasserrutschen am "Kinderbecken"!

Abends ging es dann ins Dorf Wanggong zum Elternhaus von Baba Hsu, das leider schon seit langer Zeit nicht mehr bewohnt und durch die dort verbliebene Verwandtschaft (Kinder meines Großonkels) eher als Abstellkammer genutzt wird.


Weiter ging's zum Heimattempel gleich um die Ecke, an dem seit ca. 10 - 15 Jahren gebaut wird, der aber noch lange nicht fertig ist, von außen aber bescheidenerweise bereits so aussieht:


Finanziert wird der Bau durch Spenden aus der Bevölkerung, an denen auch die Familie Hsu u.a. mit einem Altar ähnlich folgendem Prunkstückes nicht ganz unbeteiligt gewesen ist. (Das Foto des "richtigen" Altars ist leider nix geworden.)


Baba Hsu verkündete stolz, dass es sich um den größten Mazu-Tempel in Taiwan handele. Mazu ist eine Meeresgöttin, die ob der Eigenschaft Taiwans als Insel, hier besonders verehrt wird.

Nächste nennenswerte Station war dann ein Bekanntenbesuch in Taichung-City. Bei dem Bekannten handelt es sich um einen Nachkommen des im letzten Jahr verstorbenen Familienoberhauptes vom China-Restaurant Shin Shin in Hamburg-Sasel.
Und was macht man in Taiwan, wenn man Besuch bekommt, außer Unmengen von Köstlichkeiten aufzutischen? Richtig! Man fährt zum Grab von Opa Wong, stellt einen Tisch mit Räucherkerzen sowie ein paar Stühle auf und unterhält sich ungezwungen im Antlitz der Urne des Verstorbenen. Das Grab besteht nämlich aus einem Schließfach in einer Art Tempel-Schließfachanlage - so wie am Bahnhof, nur etwas schöner.


Last but not least ging es zu Gugu I., der 1. Schwester meines Vaters, die mit ihren 71 Jahren stolze 13 Jahre älter ist als er und damit auch Älteste der insgesamt 8 Geschwister ist.

Wir kamen dort so gegen 15 Uhr an und störten damit leider ihren Mittagsschlaf, was uns ziemlich unangenehm war. Mein Vater störte es nicht ganz so, er beliebt nämlich nicht vorher mal anzurufen und Besuch anzukündigen... vielleicht ist es aber auch einfach so Sitte in Taiwan, ich weiß es nicht.

Nach einer Millisekunde der Begrüßung stürmte Gugu I. dann auch gleich in die Küche, um uns das von Baba Hsu mitgebrachte Obst als mundgerechte Häppchen zu servieren. Zwischenzeitlich kam einer ihrer Enkel (geschätzte 22 Jahre alt) herein und leistete uns eine Weile Gesellschaft. Nach ca. 1,5 Stunden Geklapper und Gebrutzel aus der Küche, wurden die oben bereits erwähnten Unmengen an Köstlichkeiten aufgefahren und mein Cousin aus dem Bett geholt, der wie wir später erfuhren Berufsschlagzeuger ist und abends bzw. nachts arbeitet.

Kaum wach, verschwand er gleich zum nächsten Straßenmarkt um dort frische Gambas und Krebse zu besorgen, die uns als 3. Gang kredenzt wurden - unwichtig, dass wir bereits schon nach dem 1. Gang Obst satt waren.

Als dann auch noch der zwischenzeitlich dazugestoßene Freund meines Cousins verschwand, um mit irgendeinem toten Federvieh wieder zu erscheinen und direktamente den Weg in die Küche zu suchen, wurde uns Angst und Bange, aber wir hatten uns umsonst Sorgen gemacht, die Ente, Pute oder Gans war zum Glück nicht für uns gedacht, bzw. wir sind wohl nicht lange genug geblieben.

Danach hab ich den Überblick über die Personen verloren die noch kamen und gingen und wieder kamen und wieder gingen. Mit 5 Cousins/Cousinen komm ich ja noch gerade eben klar - ok, es ist schon etwas verwirrend, dass die alle in etwa so alt sind wie mein Vater, aber na gut - aber dann gab's da auch noch die Ehepartner, Kinder und Freunde... Es ging zu wie im Taubenschlag. Gugu I. schien den Trubel zu genießen, offenbar geht es dort jedes Wochenende so zu, so dass wir auch gleich aufgefordert wurden, nächstes Wochenende wiederzukommen.

Hier gibt's mehr Fotos vom Wochenende

2 Kommentare:

fronque hat gesagt…

Und ich dachte wir schaffen den Sonne-Mond-See vor euch...
Wobei der erst auf dem Rückweg von Kaohsiung nach Norden eingeplant ist. Noch 10 Tage, dann machen wir die Insel unsicher.

Anonym hat gesagt…

Zumindest einmal jährlich gibt es dort doch ein Massen-schwimmen-durch-See-Event. Wahrscheinlich treffen sich dann alle Taiwaner, die keine Angst vor Wasser haben, an einem Ort...