Sonntag, 16. August 2009

Tagesausflug nach Tainan


Heute waren wir allemann in Tainan, Mama Hsu und Bartizan, die gerade bei uns zu Besuch sind, sowie Nadine, Izns Sprachaustauschpartnerin, und natürlich wir beide. Morgens um 8 Uhr ging's los. Erst mit dem Taxi zur Autovermietung und dann mit 'nem gemieteten Kleinbus ins 50km entfernte Tainan. Dies ist die älteste Stadt Taiwans, daher sind dort einige Sehenswürdigkeiten aus vergangenen Tagen zu besichtigen. In Tainan angelangt, haben wir dann am Hauptbahnhof Markus, Sönkes Sprachaustauschpartner, der aus Tainan stammt und uns freundlicherweise in der Stadt herumgeführt hat, sowie seinen Freund, Udo, der ebenfalls Deutsch studiert, eingesammelt.

An dieser Stelle sei mal wieder angemerkt, dass sich Taiwaner gerne Namen ausdenken, am besten gleich mehrere für verschiedene Sprachen. Bei Nadine, Markus und Udo handelt es sich also nicht um deren richtige Namen! Sie haben natürlich alle chinesische Namen, benutzen aber im Kontakt mit Deutschen und im Deutschunterricht ihre selbst ausgedachten deutschen Namen.



Die "enge Tür" zu einem Café im Hinterhof macht ihrem Namen alle Ehre


Unsere 1. Station führte uns in ein Frühstückslokal, um uns für das anstehende Besichtigungsrogramm zu stärken. Das Personal war ob der großen Personenzahl offensichtlich völlig überfordert, so dass wir ziemlich lange auf unsere Bestellungen warten mussten, aber die Wartezeit wurde gut durch Mama Hsu und Bartizan überbrückt, nämlich mit Geschichten über den Buddhismus sowie Namensdeutungen.

Auf diesem Wege haben wir auch erfahren, wie Udos chinesischer Name lautet: 施性安, wörtlich übersetzt "Durchführen Geschlecht Ruhe"... was denn nun sinngemäß dabei raus kam, haben wir beiden allerdings irgendwie nicht mehr mitbekommen, weil wir uns so über die wörtliche Übersetzung amüsiert haben^^.


Zweite Station war die 1. Schule Taiwans. Hierbei handelt es sich jedoch weniger um eine Grund- oder weiterführende Schule, sondern vielmehr um den ältesten Konfuzius-Tempel auf Taiwan, der früher dazu genutzt wurde, um die Lehre des Meisters zu verbreiten.

Konfuzius sagt... so sieht's aus, wenn man's kann!

Heutzutage können sich Touristen die Örtlichkeiten ansehen und Einheimische den von malerischen alten Banyan Bäumen gesäumten Vorplatz für eine Siesta oder eine Partie Mahjong nutzen.

Aufstellen - Schule! Nadine, Udo, Mama Hsu, Izn, Bartizan, Markus (v.l.n.r.)


Station Nr. 3 war das Fort Provintia, welches ursprünglich den Holländern als Stützpunkt diente, jedoch später von den Chinesen übernommen wurde und die noch heute zu sehende entsprechende Architektur erhielt.

Fort Provintia

Da Sonntag war, blieben wir nicht die einzigen Touristen dort, aber insgesamt hielt sich der Andrang noch in Grenzen, was vielleicht auch daran liegen mag, dass die Prüfungsphase an den taiwanischen Schulen vorbei ist. Im Fort Provintia kann man nämlich auch zum Literaturgott beten, der u.a. dafür zuständig ist, dass man ordentliche Prüfungen hinlegt. Zu diesem Zwecke werden kleine Holztäfelchen, versehen mit Namen und Schule (oder so) an ein speziell zu diesem Zwecke aufgestelltes Gestell gehängt. Wahlweise kann man aber auch ein Foto oder seinen ganzen Stundenplan hinhängen...

Auf einem Bein stehender Literaturgott mit Pinsel und grimmiger Miene



Im Anschluss ging's einmal quer über die Straße, wo uns die Meeresgöttin Mazu, der die meisten Tempel auf Taiwan gewidmet sind, empfing. Der taiwanische Teil unserer Reisegruppe, der nicht dem christlichen Glauben angehört - ja, sowas gibt's hier auch! -, nutzte die Gelegenheit für ein kurzes Gebet.
Wir stellten fest, dass Mazu hier in einer Art Götter-WG wohnt, es handelt sich nämlich um einen verwinkelten Tempelkomplex, in dem der Kontakt zu verschiedenen Göttern an deren entsprechenden Altaren aufgenommen werden kann.

Wie uns Mama Hsu erklärte, ist auch ein Altar des Gottes für unfreiwillige Singles vorhanden, dort kann man darum bitten, bald einen passenden Partner zu finden.
Mama Hsu und Markus waren sich zunächst uneinig darüber, ob bereits Liierte (also wir) überhaupt zum Bitte-mach-dass-ich-bald-einen-tollen-Partner-finde-Gott beten dürfen (was wir eigentlich überhaupt nicht vor hatten), mit dem Ergebnis, dass man dies in diesem Tempel hier dürfe... Wir haben kurz gezögert, jedoch dann auf Nachfrage erfahren, dass eine Verbesserung des gegenwärtigen Partners nicht in den Zuständigkeitsbereich dieses Gottes fällt... also Schwamm drüber!



Kein Gott sondern ein Konfuziustempelmonster ... keine Ahnung wofür das Vieh da ist, sieht aber lustig aus!


Es ging weiter in die Außenbezirke Tainans, wo wir uns zunächst das "Old Julius Mannich Merchant House" ansahen. Dieses beherbergte früher einmal eine deutsche Handelsvertretung, mittlerweile jedoch eine Gastwirtschaft, in dem man unter Bildern des eisernen Kanzlers ein deutsches Pils trinken kann. Schon ein wenig skurril im tropisch heißen Taiwan...

Wir kehrten jedoch nicht ein, sondern gingen weiter zum Fort Zeelandia, ein ebenfalls ursprünglich von den Holländern gegründetes Fort, welches sich vom Fort Provintia deutlich unterscheidet: es ist viel weitläufiger und die Gebäude sind im westlichen Kolonialstil gehalten.


Fort Zeelandia mit Statue von Koxinga, der seinerzeit die Holländer aus Taiwan vertrieb


Wir nutzten einen unverschämterweise einsetzenden Regenschauer dafür, die lokale Spezialität 蝦捲 (frittierte Krabbenröllchen) zu verköstigen, natürlich überdacht!
Damit wir nicht alle durch den Regen wieder zurück zum Auto gehen mussten, sind Sönke (der Fahrer), Markus (der Wegweiser) und Udo (einfach so) netterweise losgezogen, um uns unser Fortbewegungsmittel des Tages vor die Tür zu fahren.

Bevor der Regen einsetzte: Gruppenbild im Fort Zeelandia, streng beäugt von Meister Koxinga

Letzte Station sollte der 花園夜市 (Garten-Nachtmarkt) sein, der so gar nichts mit Garten oder Blumen zu tun hatte, sondern vielmehr ein ganz normaler Nachtmarkt war, wie es ihn an fast jeder Ecke in Taiwan gibt. Dort konnte man wie gewohnt, entweder in den Genuss weiterer kulinarischer Köstlichkeiten kommen oder Klamotten/Schuhe/Taschen/Kuscheltiere etc. einkaufen. Richtiger Hunger war zwar nicht mehr vorhanden, aber wen stört das schon hier, Nachtmarkt ist schließlich Pflicht!

2 Kommentare:

Karin M. hat gesagt…

Könnt ihr mir bitte so ein Konfuziustempelmonster mitbringen. Ich würde es gerne vor meiner Bürotür platzieren - und hoffen, dass es unliebsame Geister abhält...

schingschangschong hat gesagt…

Die Viecher sind bissig! Wird schwierig eins einzufangen... aber vielleicht finden wir ja was anderes ;o)