Montag, 11. Mai 2009

Neues von der Insel

[von sönke]

Es geht mittlerweile auf die letzten beiden Wochen unseres vorletzten Trimesters zu, das führt uns auch vor Augen, dass die Zeit hier bisher sehr schnell vergangen ist und wir bald wieder nach Deutschland zurückkehren werden.

Das Tor nach Deutschland?

Die Kurse in diesem Semester waren relativ schwierig, denn chinesische Zeitungsartikel lesen zu wollen ist ein recht ambitioniertes Unterfangen, wie wir bisher feststellen durften. Aus diesem Grund versuchen wir zurzeit, noch Gleichgesinnte für einen fortsetzenden Zeitungskurs zu finden, denn solch ein Kurs kann zum regulären Preis bekanntlich erst ab vier Personen eingerichtet werden. Es ist zwar auch möglich, einen Kurs mit nur zwei Personen, also Izn und mir, zu belegen, dieser würde jedoch recht teuer werden, hoffen wir also das Beste.

In unserem anderen Kurs, in dem wir uns mit Hörspielen befassen, gab es beim Zwischentest ein ernüchterndes Resultat für uns und unsere Kommilitonen, es lag wahrscheinlich daran, dass der Test zum Großteil aus kurzen, das Hörverständnis fordernden Dialogen bestand. Leider hatten wir das im Unterricht nicht so wirklich thematisiert, die Hörspiele bestehen zwar auch aus Dialogen, diese sind jedoch relativ lang, so dass es im Gegensatz zu unseren Prüfungsdialogen nicht so schwer ins Gewicht fällt, wenn man ein einzelnes Wort nicht versteht. Darüberhinaus fällt mir persönlich das Hörverstehen ohnehin am schwersten, auch nach 8 Monaten verstehe ich leider oftmals immer noch nicht, was mir hier so alles erzählt wird. Vielleicht ist das manchmal ja auch besser so, aber so auf die Dauer fängt es an zu nerven, zumal nicht mehr viel Zeit bleibt, um mich zu verbessern. Vielleicht können die sonntäglichen Treffen mit meinem Sprachpartner, den ich letzte Woche kennengelernt habe, noch ein wenig Abhilfe schaffen.

Gut, dass ein Schild auf den Feuerlöscher hinweist, sonst könnte man den glatt übersehen...

Für allgemeine Erheiterung sorgte die in unserem Zeitungskurs verfolgte Debatte, die Jackie Chan (seines Zeichens erfolgreicher Hollywood-Schauspieler) mit seiner Äußerung, dass Taiwan (ebenso wie Hongkong)„durcheinander“ sei, losgetreten hatte. Was hatte der gute Jackie eigentlich genau damit gemeint? Das wusste er wahrscheinlich auch nicht so ganz genau, denn als ihm von einem Reporter in den Mund gelegt wurde, dass er wohl die politischen Verhältnisse (Taiwans Ex-Präsident verbüßt zur Zeit eine Haftstrafe) gemeint habe, stimmte er schnell zu, um die gerufenen Geister bequem wieder los zu werden.
Wenige Tage später ließ dann noch wie zum Beweis eine mit reichlich Temperament gesegnete taiwanische Politikerin den Worten Taten folgen und verpasste (in einer Art taiwanischen Bundesrat)vor laufenden Kameras einem Politiker der Gegenpartei eine Ohrfeige, nachdem dieser sie zuvor entsprechend provoziert hatte…

Nur mit Ohrfeigen bekommt man bestimmt keinen Platz im Märtyrerschrein in Kaohsiung

Ansonsten gab es einen kurzen, aber heftigen Anstieg des Preises für Sternanis in Taiwan. Nachdem bekannt wurde, dass das Grippemittel Tamiflu unter anderem aus einer aus Sternanis gewonnenen Substanz hergestellt wird, setzte ein Run auf das sagenhafte Gewürz ein, um es zu verspeisen oder wahlweise auch einfach nur im (ebenfalls zur Zeit recht teuren) Mundschutz zu deponieren. Die Weihnachtsbäckerei könnte zurzeit also ein recht teures Unterfangen auf Taiwan werden.

Eine kleine Anekdote des heutigen Tages möchte ich ebenfalls nicht vorenthalten: Am heutigen Montag fiel der Unterricht für uns aus, da unsere Lehrerin kurzfristig krank geworden war. Daher haben wir in Begleitung unserer japanischen Kommilitonin Zhizi sowie ihres japanischen Höllenhundes "Sakura" (dt.: Kirschblüte) den Tag genutzt,

Got to keep moving, hellhound on my trail...

um mal wieder aus der Wohnung herauszukommen, was uns aufgrund des Lernpensums im Moment selten genug gelingt. Ein Tempel,

Bei ihnen haben wir uns für den freien Tag bedankt (und die baldige Genesung unserer Lehrerin veranlasst)

der Märtyrerschrein sowie ein Spaziergang am Hausberg von Kaohsiung standen auf dem Programm. Am recht idyllisch gelegenen Märtyrerschrein angekommen, war außer uns kaum ein Mensch dort, aber wir hörten aus der Ferne wohlvertraute Karaoke-Klänge. Wir gingen in Richtung des Gesangs und fanden ein einsames Imbiss-Restaurant mit lediglich 2 Leuten vor, die einen Strauß bunter Melodien schmetterten,

Niemand, der einem die Karaoke-Anlage streitig macht: Der Duft der Freiheit!

weiterhin etwas Abseits ein Paar, das die Gelegenheit zum Schwofen nutzte.

Wenn sie uns nicht singen lassen, müssen wir halt tanzen...

Eine Szenerie, welche sich leider nicht anhand von Bildern und Text reproduzieren lässt, die man aber auf jeden Fall so in Deutschland kaum vorfinden dürfte…

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