Samstag, 3. Oktober 2009

Die letzten Tage in Kaohsiung

Bevor wir zu unserem Bericht über Penghu kommen...

Nachdem wir aus Thailand nach Kaohsiung zurückgekehrt waren, machten wir uns langsam daran, unsere Wohnung übergabefertig zu machen und noch die letzten Dinge, wie Scooterverkauf, Telefonanschlusskündigung und Gepäckversandt zu organisieren. Problem war nämlich, dass wir in den Flieger nach Penghu pro Person nur 13 Kg Gepäck mitnehmen durften, und da wir im Anschluss an Penghu ja direkt Richtung Heimat fliegen wollten, stellte sich die Frage, wie bekommen wir unser ganzes Zeug nach Hause??? Natürlich hatten wir uns diese Frage schon früher gestellt, allerdings waren wir bis dato noch nicht wirklich weit gekommen.

Wie auch, denn das Studium ging wie gehabt weiter... und da im Sommersemester erheblich weniger Studenten da sind, haben die Lehrer mehr Zeit, sich Aufgaben für ihre Studenten auszudenken.

Wir hatten also lediglich beschlossen, unsere Sachen auf den Seeweg zu bringen, denn Luftfracht ist um einiges teurer!


Wir nutzten also unsere verbleibenden 5 Tage in Kaohsiung zunächst dafür, eine Spedition ausfindig zu machen, die unsere 7 Sachen per Containerschiff nach Hamburg verfrachtet. Im Hafenbüro konnte man uns weiterhelfen, dort wurden wir an Scott Yang vermittelt, einem Mitarbeiter eines Logistikunternehmens, einer Tochtergesellschaft der Yang Ming Reederei.

Die Kartons wurden höchstpersönlich von ihm an unsere Adresse geliefert, erste Kostenvoranschläge klangen auch erschwinglich, so dass wir frohen Mutes rangingen, die Kartons mit Inhalt zu füllen. Vorsichtshalber gab Scott uns gleich 20 Kartons mit. Die hätten wir im Leben nicht voll bekommen!

Wir machten uns also daran, die Kartons mit Inhalt zu füllen und eine Packliste zu erstellen (Izn kam sich schon wie auf der Arbeit bei der Asservatenerfassung vor ;o).
Nachdem wir alle Kartons gepackt hatten und die Packlisten vorschriftsmäßig erstellt hatten, teilten wir Scott dies mit, und er versprach im Gegenzug, ungehend die genauen Kosten in Erfahrung zu bringen. Er musste dazu noch die entsprechenden deutschen Stellen kontaktieren.

Seine und vor allem unsere Überraschung war groß, als wir nach 2 Tagen das Ergebnis der Recherchen erfuhren: Für umgerechnet ca. 100 € hätten wir unsere 2 Gitarren und 100 Kg Fracht die ca. 10.000 Kilometer (Luftlinie) von Kaohsiung nach Hamburg schicken können.... und für weitere kostengünstige 700 € die ca. 10 Kilometer (Luftlinie) vom Freihafen zu unserer Wohnung im schönen Barmbek.

Uns (inclusive Scott) fiel so ziemlich alles aus dem Gesicht! Guter Rat war teuer, und in unserer Verzweiflung fragten wir einmal ganz vorsichtig bei der Post nach. Zu unserem Erstaunen fanden wir heraus, dass wir unsere Kartons via taiwanische Post kostengünstig verschiffen lassen konnten, für insgesamt ebenfalls ca.100 €.
Warum es per Post so viel günstiger ist, wissen wir nicht, schließlich wird in beiden Fällen unsere Fracht verschifft, aber letztendlich war s uns auch egal.
Maximal 20 Kg dürfte ein Karton wiegen. Lediglich von der Verschiffung unserer Gitarren riet man uns eindringlich ab, da die Gefahr einer Beschädigung zu groß sei.

Verschämt entschuldigten wir uns bei Scott, der sich schließlich viel Mühe mit uns gegeben hatte, und fragten noch verschämter, ob wir möglicherweise 5 von seine Kartons kaufen könnten... Er schenkte uns gleich alle 20!

Nur für unsere Gitarren musste noch etwas Passendes gefunden werden.
Wir hatten unsere Flüge über ein Reisebüro (welches, ganz taiwanisch, auch gleichzeitig eine kleine Modeboutique ist) gebucht. Sönke fragte dort einmal nach, ob es möglich sei, Gepäck zum internationalen Flughafen Taipei zu schicken und dort bis zu unserem Weiterflug nach Hongkong zwischenzulagern. Diese Möglichkeit gibt es zwar, Gitarren gelten jedoch als Spezialgepäck und sind damit davon ausgeschlossen!
Die freundliche Reisebüromitarbeiterin wusste natürlich trotzdem Rat, Sönke sollte mal beim 7-11 fragen gehen.
Hätte man auch von selbst drauf kommen können, denn bei diesen äußerst praktischen und auf Taiwan fast überall vorhandenen Läden lässt sich eigentlich auch sonst alles erledigen (Rechnungen bezahlen, Waschmittel kaufen, Mittag essen, Bier trinken...).
Per 7-11 Paketdienst lassen sich nämlich Pakete zu einer beliebigen anderen Filiale senden und dort lagern, warum also nicht auch zu einer Filiale am Flughafen?
Leider sind Gitarren jedoch größer als das zulässige Maximalmaß des Paketdienstes und damit ebenfalls von der Beförderung ausgeschlossen.

Also zurück zur freundlichen Reisebüromitarbeiterin getapert und wieder auf hilfloser Ausländer gemacht. Diese ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und arbeitete an einer Lösung.

Ein unglaublich komplizierter Plan wurde erstellt, in den die ganz und gar nicht begeisterte, in Taipei wohnende große Schwester der freundlichen Reisebüromitarbeiterin eingebunden wurde. Da diese die Gitarren jedoch nicht persönlich entgegennehmen könne, müssten die Gitarren an deren Firma geliefert werden, wo jemand verständigt werden müsse, von dort zur großen Schwester nach Hause, dort sei aber eigentlich auch niemand, etc...
Sönke wurde die Sache jetzt langsam richtig peinlich, aber jetzt, da die freundliche Reisebüromitarbeiterin bereits Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatte und die Gitarren schon im Reisebüro standen, gab es schließlich kein Zurück mehr. Er wurde nach Hause entlassen, alle genauen Details des brisanten Transports sollten ihm telefonisch mitgeteilt werden.

Am nächsten Tag wurde dem verblüfften Sönke dann mitgeteilt, dass die Gitarren schon auf dem Weg nach Taipei seien, das Reisebüro unterhalte freundschaftliche Beziehungen zum 7-11 Paketdienst (der ja eigentlich gar keine Gitarren transportieren kann), die Gitarren würden von diesem befördert und verwahrt. Beim Transfer vom nationalen zum internationalen Flughafen Taipei könne Sönke diese dann wieder einsammeln. Keine große Schwester mehr, alles ganz einfach!
Selbstverständlich gab es keinen Abholschein oder einen ähnlichen Beleg dafür, dass die Gitarren sich nun auf dem Weg befanden, und so blieb nur, die Transport- und Lagergebühr ans Reisebüro zu zahlen und zu hoffen, dass schon alles seine Richtigkeit haben werde. Die freundliche Reisebüromitarbeiterin dürfte jedenfalls drei Kreuze gemacht haben, als Sönke endgültig das Reisebüro verließ, um gen Penghu zu entschwinden.

Die nächste Baustelle konnte damit beackert werden, unser Roller musste ja noch verkauft werden. Wir hatten bereits das ein oder andere Kaufangebot erhalten, allerdings zu einem ziemlich geringen Preis. So langsam wurde jedoch die Zeit knapp und wir entsprechend ein wenig nervös.

Glücklicherweise meldete sich doch noch eine Interessentin mit realistischen Preisvorstellungen, und nach einer Probefahrt wurden wir uns sofort handelseinig. Am nächsten Tag noch schnell zwecks Verkauf zur Zulasungsstelle, das sollte sich schnell erldigen lassen, denn Sönke hatte ja bereits entsprechende Erfahrungen mit dem Kauf des Scooters gemacht, .....aber denkste!

Die Sachbearbeiterin forderte das Dauervisum der Käuferin, welches man nach einigen Monaten Aufenthalt in Taiwan beantragen kann. Dieses hatte sie jedoch noch nicht, denn die Käuferin war erst vor Kurzem nach Taiwan gezogen.
Somit war der Erwerb eines Fahrzeuges unmöglich, Tschüß!

Sönke wiederholte jedoch gebetsmühlenartig die Frage, wie er vor einem Jahr ohne ein solches Visum denn überhaupt in den Besitz des Rollers kommen konnte. Nach 5 Minuten eines surrealen Dialogs räumte die Sachbearbeiterin schließlich ein, sich an Sönke irgendwie erinnern zu können und konsultierte ihren Vorgesetzten. Leider bestätigte dieser die Aussage seiner Mitarbeiterin, es wurden sogar Gesetzestexte gewälzt, um diesmal ganz sicher zu gehen. Dass Sönke den Scooter kaufen konnte, war also tatsächlich ein Irrtum der damaligen Sachbearbeiterin gewesen.

Schließlich wurde doch noch eine Lösung gefunden: Eine Freundin der Käuferin mit Dauervisum könne den Scooter ein paar Tage später kaufen, wenn Sönke ein Schreiben auf chinesisch verfasse, aus dem hervor geht, dass er den Scooter veräußern möchte und dieser nicht geklaut ist. Unter dem prüfenden Blick der Sachbearbeiterin kritzelte Sönke einige Hieroglyphen auf ein Blatt Papier, und der Deal war gelaufen. Wir hoffen, dass die neue Besitzerin mehr Glück mit dem Scooter hat, als wir es hatten...

Unterdessen wurde an der Heimatfront fleißig die Wohnung aufgeräumt und Kartons gepackt, gewogen und wieder umgepackt, denn für die Post durfte ein Karton ja nur maximal 20 Kg wiegen.

Unsere Bemühungen wurden edoch in regelmäßigen Abständen von Mama Hsu torpediert, die entweder Dinge aus dem Müll fischte ("kann man doch noch gebrauchen!") und exakt an die ursprüngliche Stelle legte ("Hä? Habe ich das nicht gerade eben weggeschmissen???") oder aber unablässig auf die arme Izn einredete, dass wir, um Portokosten zu sparen, all unsere Sachen doch bestimmt auch in 3 statt 5 Kartons unterbringen könnten ("Jaahaaa, aber es dürfen doch nur 20 Kg pro Karton sein...").
Letztendlich schafften wir es aber doch noch, alle 5 Kartons auf einen Rollwagen zu packen und zur Post zu ziehen.

Dort brach nach unserer Ankunft eine Stunde vor Feierabend ein Chaos aus, denn die zuständige Mitarbeiterin war mit der Computereingabe unserer Fracht restlos überfordert. In der Folge konnten unsere 5 Pakete nicht ins Lager befördert werden und blockierten im engen Postamt die Arbeit von 4 weiteren Angestellten inklusive Putzfrau.

Die verzweifelte Mitarbeiterin ("Der Computer funktioniert nicht richtig!") legte uns nahe, doch an einem anderen Tag mal wieder vorbeizuschauen, aber da wir

a) wenig Lust hatten, unsere Kartons noch einmal bei 33 Grad im Schatten durch die Gegend zu ziehen und wir

b) am Folgetag ohnehin nicht mehr in Kaohsiung sein würden, bestanden wir auf der Bearbeitung unserer Pakete.

Irgendwann hatte ein mit dem Computer vertrauter Mitarbeiter zu guter Letzt Erbarmen mit uns und unserer Sachbearbeiterin und nahm sich Zeit, ihr die korrekte Bedienung zu erläutern. Wir waren ebenfalls restlos bedient, denn so ein Stress zum Ende unserer Zeit in Kaohsiung wäre doch eigentlich unnötig gewesen. Glücklicherweise sollten ein paar Tage zur Entspannung auf Penghu folgen, die es im nächsten Blogeintrag zu lesen gibt.

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