Samstag, 13. Juni 2009

Ab in den Norden Teil I.

[von sönke]

Wie bereits angedroht, im Folgenden ein Reisebericht unserer dritten großen Inselrundfahrt.
In unseren beiden vorhergehenden Urlauben haben wir den Südteil Taiwans bereist, folglich war diesmal der noch ausstehende Nordteil an der Reihe.


Tut das not, das das hier so rumerodiert?


Wie gewohnt haben wir auch diese Tour in Begleitung unternommen, Izns ehemaliger Dienststellen-Kollege, Stefan, samt Freundin, Tina, hatten sich zu diesem Zweck auf die Insel begeben. Ebenfalls wie gewohnt hieß die erste Station Autovermietung, und los ging es zu unserer zweiten Station auf dem Weg nach Norden, die bereits nach 30 Kilometern erreicht war: ein Schlammvulkan.



Tanz auf dem Vulkan?


Dieses geologische Kuriosum erzeugt unweigerlich gute Laune beim Betrachter, denn ständig blubbert mit einer gewaltigen Subbass-Dröhnung der Modder in einem seltsamen grauen Matsch-Kegel vor sich hin, und man möchte einfach nur wieder drei Jahre alt sein und sich ungestraft einsauen dürfen.



Das Himmelreich für alle Flachköpper-Liebhaber!




Dass zu allem Überfluss die austretenden Gase auch noch angezündet werden können, tut der Freude in keiner Weise Abbruch, ebensowenig, dass für einen kleinen Obulus in echtem Schlammvulkan-Modder gekochte Eier zwecks Verkostung erworben werden können.




einfach lecker: Schlammeier!




Der Schlamm muss hierfür allerdings künstlich erhitzt werden, denn er ist von Natur aus kalt, das mit dem Einsauen muss also nicht unbedingt eine Utopie bleiben, wie Izn bewies.




am Mini-Schlammvulkan






Wir wären am liebsten für immer dort geblieben, um bis zum Tag des jüngsten Gerichts im Schlammbad auszuharren, aber unser Mietauto war bereits bezahlt, so dass es Verschwendung gewesen wäre, nicht weiterzufahren, darauf ein Blubb!







Überdies wartete schon die nächste geologische Kuriosität in Form der allseits bekannten Feuer-Wasser-Spalte weiter nördlich im ebenfalls allseits bekannten Guanziling auf unser baldiges Erscheinen.



Am Highway to Hell oder doch nur Rauch auf dem Wasser?



Nach einem ordentlichen Schluck aus der Quelle, in der Hoffnung auf nie versiegenden Inselschnaps, mussten wir jedoch feststellen, dass es sich hierbei leider nicht um eine Feuerwasser-Spalte handelte, sondern vielmehr um eine Erdspalte, aus der sowohl Wasser als auch brennende Gase austreten, so dass zwar kein Rauch, aber immerhin Feuer auf dem Wasser zu sehen ist, was dem einen oder anderen aufstrebenden Nachwuchsmusiker vielleicht als Inspiration für einen zukünftigen Hardrock-Klassiker mit einem markanten Gitarrenriff dienen mag. Noch beeindruckender fanden wir allerdings einen sehr schönen, stimmungsvollen alten Tempel ganz in der Nähe, der gut besucht war und in dem ordentlich Orakelknochen geworfen wurden.



Tempel in Guanziling






Nachdem wir uns dort einige Zeit aufgehalten hatten, fuhren wir zu unserer Übernachtungsstätte in Ruili in der Nähe vom Alishan, um dort eine Nachtwanderung zu unternehmen. Der Grund hierfür ist die dortige Glühwürmchen-Population, die den Bergwald in den Sommermonaten nachts blinken lässt. Ich hatte noch nie Glühwürmchen gesehen und war entsprechend begeistert ob der biolumineszenten Fähigkeiten dieser bei Tageslicht recht unscheinbaren kleinen Insekten. Zu allem Überfluss fanden wir noch einen fluoreszierenden Pilz auf einem abgestorbenen Ast, voll psychedelisch!




Was kuckstu?




Auch bei Tageslicht hat die Landschaft dort einiges zu bieten, wir fanden tote, aber dafür sehr bunte Süsswasserkrabben und einen Bambuswald, der jedem Kung-Fu Film zur Ehre gereichen würde.



Bruce Lee Memorial Hall




Die Fahrt ging weiter über den Alishan, auf dem der Stopp aufgrund von dichtem Nebel entfiel, zum Sonne-Mond See, an dem wir dieses Mal zwei Nächte blieben.





Abendstimmung am Sonne-Mond See




Obwohl wir dort schon zweimal gewesen waren, hat es sich durchaus gelohnt, denn so konnten wir dort eine Fahrrad Tour unternehmen und die schöne Stimmung in Ruhe auf uns einwirken lassen.




Typisches Taiwan Foto: Wenwu Tempel am Sonne-Mond See




Glücklicherweise hielt sich der Touristenstrom trotz Wochenendes noch in Grenzen, am Sonntagabend war der Ort wie ausgestorben, und wir konnten in Ruhe am Seeufer sitzen und eine Betelnuss kauen.




Macht leicht irre: Betelnuss!



Als nächstes Ziel stand die Taroko-Schlucht (für uns zum dritten Mal) auf dem Programm.






Immer eine Reise wert: Taroko Schlucht


Hierzu müssten wir wie bei unserer ersten Tour im November über die höchste Straße Taiwans fahren. Leider war dieses Mal dort oben alles vernebelt, was allerdings um diese Jahreszeit nichts Ungewöhnliches ist. Die Taroko Schlucht war für uns auch das dritte Mal schön anzusehen, für das Highlight sorgte allerdings Tina, die bei einer kleinen Wanderung einen Pfad erkundete und kurz darauf aufschrie: eine grüne Schlange war ihr über den Fuß gekrochen! Glücklicherweise hat diese nicht gebissen. Wir wissen zwar nicht, was für eine Schlange es war, aber wir wissen, dass die meisten Schlangen auf Taiwan giftig sind…



Dort, wo die grünen Schlangen wohnen...



Am Ende der Taroko Schlucht auf Meereshöhe angelangt, setzten wir unseren Weg nach Norden auf der Straße von Hualien nach Suao fort, die direkt am Meer entlangführt. Diese Straße ist sehr berüchtigt, denn vom Meer steigen die Berge direkt mehrere hundert Meter an, so dass eigentlich kein Platz für eine Straße ist.






Küstenstraße Hualien-Suao


Irgendwie hat man trotzdem eine gebaut, es sind jedoch viele Bauarbeiter dabei ums Leben gekommen. Taifune und Erdrutsche tun ein Übriges, um den Ruf der Straße zu rechtfertigen. Wir hatten jedoch relativ gutes Wetter, und konnten die Ausblicke auf den blau schimmernden Pazifik genießen, sofern es auf der engen Straße Platz zum Anhalten gab.



Kein Ende in Sicht!



Nachmittags kamen wir in Jiaoxi an, ein Hotsprings-Ort, der uns von unserem Reiseführer sehr ans Herz gelegt wurde. Leider hat er in den letzten beiden Jahren offenbar einen Bauboom erlebt und sich zu seinem Nachteil entwickelt, so dass wir uns entschlossen, nicht dort zu nächtigen, sondern die Küste weiter entlangzufahren.






Sieht cool aus, stinkt aber widerwärtig: toter Kugelfisch




Abends erreichten wir Fulong, einen kleinen Ort an der Nordküste mit einem hellen Sandstrand (die meisten Strände haben hier dunklen Sand), und einem idyllisch gelegenen Atomkraftwerk nebenan, diese Kombination kennen wir schon aus Kending.






Dort, wo schöne Strände sind, sollt Ihr Atomkraftwerke bauen...



Am nächsten Morgen




Tempelfrühstück am Strand von Fulong



sahen wir uns die Wasserfälle von Shifen an und unternahmen eine Wanderung auf dem Sandiaoling Waterfall Trail.




Dschungel undWasserfälle: Sandiaoling Waterfall Trail


Obwohl diese Gegend nur ca. 30 Kilometer von Taipeh entfernt ist, wirkt sie doch komplett abgelegen, so abgelegen, dass wir erst nach einer einstündigen Irrfahrt, bei der zusätzlich unser Benzin knapp zu werden drohte, den Ausgangspunkt für unsere Wanderung fanden.




Sandiaoling Chill-Out Zone


Glücklicherweise fanden wir auf der Wanderung keine Schlangen, vor denen wir von den Einheimischen gewarnt worden waren, dafür jedoch viel Natur und zwei Wasserfälle.




Wo Wasser ist, gibt es auch Libellen




Beim zweiten Wasserfall kam sogar ein wenig Winnetou und Old-Shatterhand-Stimmung auf, denn hinter dem Abhang gab es eine Höhle, so dass man hinter den Wasserfall gelangen konnte. Leider führte der Fluss wenig Wasser, entsprechend waren die beiden Blutsbrüder wohl verhindert, persönlich zu erscheinen.




Dieser Wasserfall wartet noch auf den nächsten Regenguss...



Zurück in der Zivilisation, verabschiedeten wir unseren Besuch nach einer Einkehr bei Burger King in Keelung, denn für Stefan und Tina war die Zeit gekommen, bald ins gelobte Schland zurückzureisen, so dass wir zu zweit unsere Tour fortsetzten, was einen bald folgenden gesonderten Blogeintrag sinnvoll erscheinen lässt.


Klick für noch mehr Fotos.

2 Kommentare:

fronque hat gesagt…

Hualien -> Suao schockt bestimmt auch mit dem Auto. Die Glühwürmchen sind uns zufällig begegnet. Zuerst hielt ich sie für Halluzinationen. Apropos Halluzinationen: den Betelnuss-g-nuss kannst Du ja beizeiten mal wiederholen und die Wirkung ein bischen ausdifferenzierter beschreiben. Interessiert mich schon.

schingschangschong hat gesagt…

Ja, Autofahren schockt auch...Betelnuss hat sich als reichlich unspektakulär herausgestellt (bis auf den roten Sabber). Ich bin zwar halb in den Sonne-Mond See gefallen, aber das lag wohl eher am Bier und den glitschigen Steintreppen am Ufer. Die Nuss ist voll faserig und schmeckt ein wenig nach Gras, törnt aber kein Stück. Vielleicht muss man sich auch erst dran gewöhnen, wer weiß das schon?
Gruß vonner Insel,
Sönke