Montag, 29. Dezember 2008

Weihnachten in Übersee

[von sönke]

Wir haben unser erstes Weihnachtsfest in der Ferne überstanden, wir haben sogar einen Weihnachtsbaum (ca.7cm hoch, leuchtet in wechselnden Farben),


danke an unsere Radler-Weltenbummler Willi und Maria! Weiterhin haben wir an zwei Uni-Weihnachtsfeiern teilgenommen. Die erste war ein geselliges Hotpot-Essen zusammen mit den Lehrern und Studenten des Chinese-Language-Centers auf der Veranda vor dem Bürozimmer. Für mich war es sehr seltsam, eine Weihnachtsfeier draußen bei warmen Temperaturen von gut 20 Grad abzuhalten, was ich auch einem Lehrer gegenüber verbalisierte. Dieser lachte jedoch nur hilflos, da es nach seinem Dafürhalten selbstverständlich durchaus recht kalt war.


Strandperle Kaohsiung zwischen den Jahren


Die andere Weihnachtsfeier war von der internationalen Abteilung der Uni organisiert und fand in einem französischen Restaurant in einem schicken, neuen Einkaufszentrum statt. Wir wurden bereits 5 Tage im Voraus gefragt, welche Sorte Fleisch wir essen möchten, damit besser geplant werden könne. Warum eigentlich französisch? Vielleicht weil es ausschließlich typisch taiwanische Speisen zu essen gab und der Name des Restaurants „Amanda“ in englischer Lautschrift auf den Restaurantschildern zu lesen war? In jedem Fall war das Küchenpersonal nicht auf größere Gästeansammlungen eingestellt, und die Essensausgabe lief entsprechend nur sehr langsam ab. Tip für nach uns kommende: Fisch bestellen, denn das geht am schnellsten…
Unser japanischer Kommilitone bemängelte die fehlende Weihnachtsstimmung hier in Taiwan, woraufhin ihm unsere Lehrerin riet, in die großen Kaufhäuser zu gehen, dort sei so etwas noch am ehesten auszumachen.
Wir haben die Weihnachtsstimmung dadurch erzeugt, dass wir an den Feiertragen jeweils ein ausgiebiges Festmahl zu uns genommen haben, das hat schließlich Tradition. Aber nicht, dass jetzt der Eindruck aufkommt, wir würden uns hier dem Müßiggang hingeben, selbstverständlich hatten wir auch an den Weihnachtstagen Unterricht.

Hamburger Veermaster verzweifelt gesucht...


Jetzt ist die schöne Zeit aber vorbei, und im örtlichen Carrefour-Supermarkt werden die Plastikweihnachtsbäume wieder ins Lager gerollt und stattdessen die Regale mit roten Bannern bestückt. Auf diesen sind meistens in goldener Farbe glückverheißende Schriftzeichen gedruckt, denn das chinesische Neujahrsfest steht in einem guten Monat an, und da braucht man sowas, um es in den eigenen vier Wänden an die selbigen zu kleben.
Unsere eigenen vier Wände wackelten am 23.12.um 8 Uhr morgens, die Zeit war für das 100. Erdbeben dieses Jahres angekommen, sozusagen ein Jubiläumsbeben. Auch wenn es ein relativ kleines Beben war, war es doch ein seltsames Gefühl hier im 16. Stock, aber immerhin sind wir jetzt um eine Erfahrung reicher und können bei Gelegenheit mitreden.
Wir hoffen, dass Ihr die Weihnachtszeit mindestens ebenso gut wie wir überstanden habt und wünschen schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Kommt gut rüber!

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Düt un Dat im Dezember

[von izn]

Wir befinden uns am Ende der zweiten Woche des Wintertrimesters, durch das wir von Frau „Wald“ (Grammatikkurs) und Frau „König“ (Lesekurs) geleitet werden, glücklicherweise wieder zwei Lehrkräfte, mit denen man zufrieden sein kann. Einen Großteil unserer Kursmitbestreiter kennen wir bereits aus dem letzten Trimester, da hat sich also nicht viel Neues ergeben. Hinzugekommen ist eine Kommilitonin von den Fiji-Inseln sowie eine weitere Japanerin.

Seit Dienstag sind Sönke und ich wieder allein zu zweit in unserer Wohnung. Sven hatte uns bereits am Freitag davor gen Hamburg verlassen, die beiden anderen Weltenbummler haben sich wieder auf ihre Räder geschwungen, um noch ein paar Tage durch die Gegend zu radeln, bevor es wieder ins kalte Deutschland geht.

Kaum zu glauben, dass bald Weihnachten ist. Nach einer kurzen „Kälteperiode“ (unter 20°C) herrscht hier nämlich wieder Kurze-Hosen-Wetter :o) Sönke findet aber, dass 26°C zu kalt sind, um mit kurzen Hosen Moped zu fahren – wenn man nicht aufpasst, verweichlicht man hier ganz schön!

Bei der hier fast überhaupt nicht vorhandenen Weihnachtsstimmung hatten wir auch glatt vergessen unsere Adventskalender, die Mutti-Meike uns hat zukommen lassen, zu entschokoladisieren… wir haben das gestern mal nachgeholt und konnten gleich 10 Türchen auf einmal öffnen, hat ja was für sich ;o)

Auch was für sich hatte das heutige All-You-Can-Eat Shabu-Shabu (japanisches Fondue, ähnlich dem chinesischen Hotpot) mit Alex, unserem deutschen Kommilitonen, und seiner Freundin, Livi, die hier in Kaohsiung Deutsch studiert (Anmerkung für den regelmäßigen Leser: Sie studiert an der Uni, wo das Oktoberfest stattfand). Haben ca. 3 Stunden gegessen und dafür umgerechnet 4,50 € pro Person gezahlt, da kann man wohl nicht meckern!

Ansonsten haben wir hier unsere Freizeitbeschäftigungen ein wenig erweitert. Nachdem das campuseigene Freiluft-Schwimmbad ja aufgrund der Kälte Winterpause haben sollte – was dann aber letztendlich doch nicht der Fall war, welches wir aber erst später erfahren haben – haben wir uns anderweitige Beschäftigungen gesucht. Ich gehe jetzt gemeinsam mit unserem japanischen Kommilitonen, Qiteng, wieder dem Kampfsport nach und Sönke hat sich eine Band gesucht, in der er Bass spielt (einen Gitarristen gab’s schon) vielleicht ist auch der ein oder andere Auftritt drin, mal sehen.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Rundreise

[von sönke]

Wir haben unseren Urlaub hinter uns gebracht, folgend eine kurze Schilderung, bevor uns der Alltag des Trimesters wieder hat:

Unsere Fahrt ging als erstes nach Kending im äußersten Süden, um uns an den dortigen Stränden ein wenig zu erholen.

Blick vom Nationalpark Kending hinunter zur Küste

Um dorthin zu gelangen, mussten wir mit unseren geschulterten Rucksäcken vom Hauptbahnhof in Kaohsiung 300 Meter zum Busbahnhof gehen, was dazu führte, dass wir von diversen geschäftstüchtigen Taiwanern gefragt wurden, ob wir nicht für 400 Taiwan Dollar pro Nase nach Kending gefahren werden wollten, oder für 350, oder 300, oder 250.
Da der reguläre Bus 342 Dollar pro Nase kostet, wurden wir beim Preis von 250 hellhörig, sofern der Fahrer auf den Konsum von Betelnüssen beim Fahren verzichten würde, erst wollten wir jedoch noch frühstücken. Nachdem wir dies erledigt hatten, wollte uns leider niemand mehr für 250 Taiwan Dollar fahren, woraufhin wir doch den regulären Bus für 342 Taiwan Dollar nahmen und zwei Stunden später in Kending eintrafen.
Ein nettes Hotel war schnell gefunden, da im Moment keine Saison ist und wir darüberhinaus nicht am Wochenende dort waren.

Ein wenig Komfort schadet der Erholung nicht


Der Strand war entsprechend auch menschenleer, denn zu allem Überfluss war es relativ windig und bewölkt, so dass sich bei uns ein leichtes Ostseegefühl einstellte.
Am nächsten Morgen fanden wir den Strand erneut menschenleer, jedoch mit wunderschönen Wellen und Offshore-Wind vor, woraufhin ich mich auf die Suche nach einem Surfbrett Verleih begab. In Kending wurde ich nicht fündig, stattdessen sollte es im Nachbarort Nanwan so etwas geben. Schnell in den Bus gesetzt, die 5 Minuten rübergefahren, und tatsächlich, gleich eben dem Atomkraftwerk (!) gab es einen Verleih. Nur zu schade, dass es in Nanwan keine Wellen gab…

Als Alternativprogramm mieteten wir uns zwei Motorroller (Führerschein interessierte nicht: „Könnt ihr fahren?“ -„Ja, klar!“- „O.K.“) und fuhren um die Südspitze der Insel auf die Ostseite Taiwans,

Im äußersten Südosten

wo es tatsächlich einen (wenn auch winzig kleinen) Ort mit sowohl Wellen als auch Surfboardverleih gibt. Wir waren allerdings zu später Stunde dort, so dass es sich nicht mehr gelohnt hätte, ins Wasser zu gehen.

Surfer in Jialoshui

Am dritten Tag in Kending trafen wir beim Frühstück am Strand zufälligerweise auf unsere vietnamesische Kommilitonin, die spontan mit ihrer australischen Mitbewohnerin einen Kurztrip unternommen hatte. Die beiden entschlossen ebenso spontan, sich uns anzuschließen, denn wir hatten den Plan, uns ein Mietauto zu nehmen und die Ostküste nach Norden bis Hualien zu fahren, um von dort aus die Taroko Schlucht zu besuchen und einen Whale-Watching Ausflug zu unternehmen.

Es war kein Problem, ein Auto zu mieten, ein internationaler Führerschein oder ein Reisepass waren nicht notwendig, ebenso wenig war es ein Problem, das Auto in Kending zu mieten und in Kaohsiung zurückzugeben. Dem Vermieter war es eigentlich nur wichtig, dass wir bestätigen konnten, dass in Deutschland ebenfalls Rechtsverkehr herrscht.
Am letzten Abend in Kending verließen wir ein letztes Mal für ein Bad im wohltemperierten Meer unser Hotel, was für große Erheiterung bei unserer Hotelbesitzerin sorgte: „Geht ihr Euch den Sonnenuntergang anschauen?“ – „Nein, wir gehen schwimmen.“ – „Hahahahahahaha!“ Sie schien es offenbar für einen seltsamen Scherz meinerseits zu halten. Bei unserer Rückkehr war sie entsprechend erstaunt: „Ihr wart ja wirklich schwimmen! Die Taiwaner trauen sich nicht, im Meer zu schwimmen, ihr seid wirklich mutig.“

Der kleinere der beiden Stränden im Ort Kending

In der Tat waren die einzigen beiden Schwimmer, auf die wir in den drei Tagen gestoßen sind, ebenfalls Deutsche.
Am nächsten Morgen ging es dann los, und wir wurden mit Einblicken in phantastische Landschaften für unsere fahrerischen Bemühungen auf den engen Straßen belohnt.

Menschenleere Strände im Südosten

Von einigen kurvenreichen Abschnitten durch die Berge abgesehen führt die Straße die ganze Zeit direkt an der Küste entlang, allerdings ist sie an einigen Stellen nur mit Schrittgeschwindigkeit passierbar, da Taifune und Erdrutsche dafür gesorgt haben, dass eine Straße als solches kaum zu erkennen ist. Bauarbeiter sind die ganze Zeit damit beschäftigt, die Schäden wieder zu beheben.
Wir kamen nach einer langen Fahrt in Hualien an und fuhren am nächsten Tag in die Taroko Schlucht, wo uns abermals eine einmalige Landschaft erwartete.

Der Schrein des ewigen Frühlings zum Andenken der beim Bau des Central Cross Island Highways umgekommenen Bauarbeiter

Wir wollten auf circa 1000 Meter Höhe eine heiße Quelle besuchen, leider war der Weg dorthin aus Sicherheitsgründen von der Parkverwaltung gesperrt, so dass aus unserem heißen Bad nichts wurde. Für Erheiterung sorgte dafür unsere vietnamesische Kommilitonin, die fragte, wie weit es denn noch bis zu dieser tollen Schlucht sei, von der wir ständig reden würden (nachdem wir bereits zwei Stunden durchgefahren waren)…

Es sieht dort wirklich so aus...

Wir fuhren zurück nach Hualien, wo wir leider erfahren mussten, das die geplante Bootstour zu den Walen aufgrund des zu erwartenden hohen Wellengangs für den nächsten Tag ausfallen musste.
Wir beschlossen daher, den Rückweg nach Kaohsiung über den Central Cross Island Highway

Dieser Highway ist wirklich high...

und den Sonne-Mond See anzutreten, denn der Weg versprach, spannend zu werden, schließlich beinhaltet er

an der Baumgrenze am höchsten Punkt der Straße

die mit 3275 Metern höchste Straße Taiwans. Wir wurden nicht enttäuscht,
ein angeblich mehrere Jahrhunderte alter Baum in 2100 Meter Höhe

das sonnige Wetter sorgte für spektakuläre Aussichten,

Blick hinunter in die Täler der Westseite

und auch der Zwischenstopp bei unserem alten Bekannten, dem Sonne-Mond-See, ließ keinen Grund zur Klage aufkommen.
Wir trafen wohlbehalten am späten Abend in Kaohsiung ein, wo wir zwei weitere Freunde aus Deutschland, die seit einigen Wochen mit dem Fahrrad auf der Insel unterwegs sind, empfangen durften und Reiseberichte austauschen konnten.
Für einen leichten Schweißausbruch beim Autovermieter dürfte gesorgt haben, dass wir das Auto an einer anderen Filiale als vereinbart zurückgegeben haben und er Izn zunächst nicht telefonisch erreichen konnte, da sie zum Zeitpunkt seiner zahlreichen Anrufe selig in Morpheus` Armen schlummerte… Er wußte daher nicht, wo sein Auto abgeblieben war und wurde entsprechend unruhig, was sich in zahlreichen vergeblichen Anrufen auf Izns Handy äußerte. Als er Izn endlich erreichen konnte, war er sehr froh zu erfahren, dass wir sein Auto zurückgegeben hatten und wir damit nicht über alle Berge waren (auch wenn es uns so vorkam).
Wir hingegen sind froh, dass wir mal ein wenig Zeit hatten, uns auf der Insel umzusehen, und können jetzt wieder frisch ans Lernen gehen.

Dienstag, 25. November 2008

Ab in den Süden

[von izn - schon wieder!]

Wie ja einige von Euch bereits wissen, haben wir derzeit Besuch von Sven, auch bekannt als Kickboxtrainer aus meinen aktiven Zeiten. Mittlerweile ist er seit 1 Woche hier und hat seitdem schon die ein oder andere lustige Bekanntschaft mit den Einheimischen hinter sich. Sei es, dass er unten im Markt von einer rüstigen Dame jenseits der 60 mit „I love You“ begrüßt wird, beim Einkaufen als Fotomodell für’s Familienalbum dient oder ihm seine Nudeln von einer unbekannten Fremden vom Nebentisch umgerührt werden, damit er auch in den Genuss der leckeren Soße kommt, die sich unten in der Schüssel befand.

Evtl. wird er hier aber selbst noch mal von seinen Erlebnissen berichten, daher hier nur ein kurzer Anriss.

Das alles und noch mehr ist ihm allerdings nur passiert, wenn er entweder alleine oder mit Sönke unterwegs war. Befinde ich mich mit ihm in einem Gespann, löst das eher nur Blicke, Fingerzeige und Gegiggel der weiblichen Einheimischen hinter vorgehaltener Hand aus.

Zwar hat Sven – wie Sönke damals einmalig passiert - noch keinen Applaus einer Gruppe Studenten auf offener Straße bekommen, allerdings wird er aufgrund seiner Größe (1,95 m) hier doch eher bestaunt als Sönke… Naja, Sönke kommt mit der Konkurrenz klar, zumal Sven ja auch nicht ewig hier bleibt :o)

Wir werden jedenfalls heute zu dritt Richtung Süden aufbrechen und dann mal sehen, was die Ostküste Taiwans so zu bieten hat. Schließlich wollen unsere 7 Tage Trimesterferien auch wohl genutzt werden. Gestern Nachmittag schien das Wetter aber vergessen zu haben, dass hier derzeit Trockenzeit ist, und unsere Laune ging entsprechend runter... Eine Strand-/Küstentour im Regen ist nicht so ganz das was wir uns vorgestellt hatten. Heute sieht’s aber schon wieder besser aus, so dass wir wohl bald aufbrechen werden. Wir werden entsprechend berichten!

Zum vorläufigen Abschied noch ein kleiner Gruß nach Deutschland von Sönke, der hier gerade frech grinsend und winkend einwirft, dass das Wasser in Kending, unserer 1. Station an der Südspitze Taiwans, zurzeit 27°C misst… Mist?! Nö!

Montag, 24. November 2008

Qimokao - Prüfungsmarathon

[von izn]

Haben unsere Trimester-Abschlussprüfungen (phon.: Qímòkăo) heute erfolgreich hinter uns gebracht und nun endlich, endlich wieder mal Zeit, um Euch ein wenig mit Informationen zu füttern. Ihr müsst ja völlig ausgehungert sein… also, mal lieber schnell Abhilfe schaffen:

Habe das gesamte Wochenende fast ausschließlich damit verbracht, mich auf meine 5 von 6 potentiell möglichen mündlichen Prüfungsaufgaben vorzubereiten, nur um in der Prüfung nach nur 1 Aufgabe vom Haken gelassen zu werden… ich glaub ich spinne! Dafür hab ich bis heute morgen um 1 Uhr gebüffelt?!? Ich war entsprechend perplex… wobei ich nicht sagen kann, wer perplexer war. Ich wegen der 1 Frage oder die Prüfer, weil ich überhaupt nicht verstehen wollte, dass die Prüfung nun schon vorbei sein sollte… Wie?! Fertig?! Ähhh…?! War aber tatsächlich so… hätte man das mal vorher gewusst, toll!

Sönke war auch nicht allzulange in Klausur, musste sich aber mit seltsamen Fragen wie z.B:

„Wie schätzen Sie die derzeitige Arbeitsmarktsituation für junge Menschen in Deutschland im Zuge der derzeitigen globalen Finanzmarktkrise ein?“

Die Antwort: „Ich bin kein junger Mensch…“ schien die Prüfer irgendwie nicht richtig zufriedenzustellen… im Gegensatz zu seinen weiteren Ausführungen, denn mit dem Endergebnis kann man zufrieden sein.

Das Ursprungsthema seiner mündlichen Prüfung war übrigens „Bewerbungen“. Ich hingegen durfte mich noch nicht mal 5 Minuten damit beschäftigen, das Weihnachtsfest in Deutschland vorzustellen… irgendwie ungerecht! Zumal die Sönke gestellte Frage im Unterricht überhaupt nicht thematisiert wurde… Weihnachten hingegen ist, wenn auch nur kurz angerissen, Bestandteil eines unserer Lehrbücher.

Apropos Lehrbuch. Das Lehrbuch unseres Kommunikationskurses (Speak Mandarin VoI. 12, 1998) empfanden wir als, sagen wir mal, „eher uninteressant“....anfangs… in der Mitte… und auch am Ende. Mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass in unseren beiden Folgekursen (Schwerpunkt Lesen) ein weiteres Exemplar (Chinese Moral Tales) aus derselben Lehrbuchreihe behandelt werden sollte … neiiiin!

Nach einer Leseprobe - wir sind ja keinen vorschnellen Verurteiler - entschlossen wir uns, Lesekurs I + II zu überspringen und gleich zum Lesekurs III überzugehen (Buch: Taiwan Today, welches wir ebenfalls nach einer Leseprobe als besser erachteten), was aber zunächst nicht ganz so einfach war, da man uns das offenbar nicht so ohne Weiteres zutraute… Frechheit, schließlich bezahlen wir hier für unser Geld! :o) Hinzu kam noch, dass man für einen Kurs mindestens 4 Teilnehmer braucht... und wir waren… nur 2! Es gesellte sich dann aber noch der Japaner aus meinem Grammatikkurs hinzu, der nach einem Trimester Chinese Moral Tales - Lesen keine Lust mehr hatte, dass Buch weiter zu behandeln - was uns natürlich in unserer Entscheidung bestärkte... macht summa summarum 3 Teilnehmer.

Dies ist jetzt wohl die passende Gelegenheit um auf eines der vielen kulturell bedingten Phänomene hierzulande (daskannmanwirklichzusammmenundkleinschreiben!) zurückzukommen: Aufgrund der annähernden Lautgleichheit im Chinesischen zwischen den Worten für die Zahl „ Vier“ und „Tod“, versucht man die Zahl „4“ hier im Alltag möglichst zu vermeiden. Sei es, dass in Krankenhäusern kein 4. Stock existiert oder man, wenn man zu viert im Restaurant erscheint gefragt wird, ob man 3+1 Plätze benötigt…

Möglicherweise haben wir es diesem Umstand zu verdanken, dass wir unseren gewünschten Lesekurs nun doch zu dritt bestreiten dürfen, natürlich nachdem wir uns mit einem entsprechenden Test dafür qualifiziert hatten – Applaus, Applaus! :o)

Zudem gebührt Sönke ein weiterer Applaus dafür, dass er es nicht nur geschafft hat, seine eigentlichen Prüfungen und den Quali-Test für Lesekurs III zu bestehen (das hab ich schließlich auch geschafft ;o), sondern eine weitere Prüfung, um auch noch ein Grammatikkurs-Trimester zu überspringen.

Na, seid Ihr jetzt völlig verwirrt?! Macht nix, wichtig ist nur, dass wir nach 4,5 Stunden Prüfungsmarathon kommendes Trimester nun beide sowohl denselben Lesekurs als auch denselben Grammatikkurs besuchen können!

So, nu aber genug von Prüfungen, Tests und Aberglauben. Ein weiteres Thema folgt im nächsten Beitrag… weiter geht’s nach der Werbung!

Mittwoch, 12. November 2008

Heiße Zeiten


Vielleicht hat es der ein oder andere von Euch mitbekommen. In Taiwan geht es in politisch-gesellschaftlicher Hinsicht gerade heiß her.

Gestern bzw. heute morgen wurde der Ex-Präsident Chen wegen Veruntreuung von Steuergeldern verhaftet, respektive zur Vernehmung vorgeführt.

Weiterhin befürchtet ein Teil der Bevölkerung, dass der derzeitige Präsident Ma mit seiner china-freundlichen Politik Taiwan früher oder später an China „verkaufen“ wird und somit die hiesige Demokratie gefährdet ist.

Viel Grund zu öffentlichen Demonstrationen, bei denen es auch zu Gewaltanwendungen kam.

Brennpunkt Taipeh - der Blog eines Hamburger Journalisten, der eine Zeit lang in Taiwan gelebt hat - informiert hierüber.

Uns würde interessieren, ob und wie in den deutschen Medien allgemein darüber berichtet wird, also her mit Euren Kommentaren!

Ein Blick in den o.g. Blog lohnt sich aber auch sonst. Einen Link hierauf findet ihr neuerdings auch links in unserer Navigationsleiste.

Montag, 10. November 2008

Frechheit!!!

[von izn]

Da hatte man mal ein so gut wie hausaufgabenfreies Wochenende - Vokabelpauken zähl ich schon gar nicht mehr dazu - und freut sich auf einen geplanten Ausflug zu den heißen Quellen in Maolin, ein Ort ca. 60 km nordöstlich von hier, und was ist?! Ein fettes Tiefdruckgebiet mit Namen Maysak schwebt seit Samstagmorgen über Taiwan und bescherte uns das ganze Wochenende lang Regen, Regen und Wind und nochmals Regen... und es ist kalt!

Heut Nacht sind die Temperaturen sogar bis auf 19,6°C gesunken! Heute Morgen hatten wir kühle 20,1°C, so dass wir hier zum ersten Mal lange Klamotten anziehen mussten. Derzeit haben wir 24°C…brrrrr! Aber wenigstens regnet es nicht mehr, im Regen Scooter fahren ist nämlich bäh, bäh! Auch mit den schicken Regencapes, die wir uns zugelegt haben.

Soll noch ein, zwei Tage so weitergehen, Maysak ist hartnäckig.


Als Alternativprogramm zu den heißen Quellen, haben wir uns einen echt heißen Film angeschaut: Tropic Thunder von und mit Ben Stiller… herrlicher Quatsch über den größten Kriegsfilm aller Zeiten… Ex-Präsi Bush würde dazu wohl sagen: „Frechheit!“.


An der Uni hat die Einschreibefrist für das kommende Trimester (Dezember – März) begonnen. Zurzeit haben wir ja beide unsere Kurse montags bis freitags je vormittags (09:10 Uhr – 12:00 Uhr), was uns auch sehr gut gefällt.

Je fortgeschrittener die Kurse aber werden, desto eher finden sie am Nachmittag (14:10 Uhr – 17:00) statt – Frechheit III.!

Für mich bedeutet das, dass ich kommendes Trimester sowohl vor- als auch nachmittags zur Uni muss, dafür aber auch dienstags und freitags frei habe… wäre auch nicht schlecht, würden Sönkes Kurse zur selben Zeit stattfinden, tun sie aber nicht! Seine Kurse sind weiterhin vormittags. Doof, doof, DOOOOF!!! Sowohl bezüglich des sozialen als auch logistischen Aspektes...

Sönke versucht daher, einen Kurs zu überspringen. Dazu müsste er aber einen Test bestehen… Naja, und wenn nicht, dann nicht. Spätestens zum nächsten Trimester (März - Juni) hätten wir unsere Kurse nämlich wieder zur selben Zeit… zwar alle nachmittags, aber immerhin!

Freitag, 7. November 2008

Wolke aus Blütenregen



Allmählich kehrt hier der Alltag ein, sodass es eigentlich nicht viel Neues zu berichten gibt. Aber der Appetit kommt ja bekanntlich beim Essen, und da die letzte „Mahlzeit“ bereits mehr als eine Woche her ist, fangen wir einfach mal an.

Unser fahrbarer Untersatz hat mittlerweile neue Puschen bekommen. Eigentlich wollten wir ja bloß einen Ölwechsel machen lassen, aber wie das so ist. Eins führte zum Anderen und nun haben wir, abgesehen von den beiden Reifen und neuem Öl, einen neuen Blinkerschalter - denn auch, wenn hier kein A.... darauf achtet, trägt ein funktionierender Blinker doch sehr zu unserem rein subjektiven Sicherheitsgefühl bei – desweiteren ein neues Kugellager – welches uns ungefähr in 10 Einzelteile entgegenkullerte, als der Mechaniker den Hinterreifen abmontierte – und letztendlich zwei neue Glühbirnen für das Vorderlicht. Ach ja, und weil wir gerade so gut dabei waren, haben wir auch gleich neue Bremsbeläge einbauen lassen… und schwupps, schon fährt /bremst das Ding spürbar leichter... oder lag es etwa daran, dass unser Geldbeutel um 2000 NTD (ca. 50 €) Gewicht verloren hat?!

























Heute Abend fand ein Gesangswettbewerb für ausländische Studenten an unserer Uni statt. Teilnehmen konnte jeder Student nichttaiwanischer Staatsangehörigkeit. Natürlich waren nur Lieder in chinesischer oder taiwanischer Sprache zugelassen, sonst wäre es ja witzlos… Obwohl… einige gesangliche Darbietungen wären bestimmt auch in der Muttersprache des Interpreten zumindest „interessant“ gewesen. Dieter Bohlen wäre neidisch geworden! Es wurde sich reichlich angemeldet, so dass am Ende ca. 20 Auftritte zustande kamen.

Diese Chance ließen sich auch einige unserer Kommilitonen natürlich nicht entgehen und Sönke wurde flugs musikalischer Direktor einer internationalen Music and Dance Performance – Company. Izn konnte der Zwangsmitgliedschaft gerade noch einmal entgehen und nutzte die Probezeiten lieber dazu, mit der musikalischen Untermalung einen Teil ihrer Hausaufgaben zu erledigen.

Ursprünglich wurde Sönke von seiner vietnamesischen Kommilitonin gefragt, ob er sie auf der Gitarre beim Gesangswettbewerb begleiten könne, was er sich natürlich nicht nehmen ließ. Die vorsichtig gestellte Frage unserer französischen Kommilitonin, ob es vielleicht eventuell möglich sei, den Proben beizuwohnen, wurde von der Sängerin fast verständnislos mit einem überaus freudigen „Ja, selbstverständlich, supiiii, juhu, kommt alle mit!“ beantwortet.

Sönke glaubte, seinen Ohren und Augen nicht zu trauen, denn aus Deutschland ist er es gewohnt, dass Sänger oder Sängerinnen sich in einer ähnlichen Situation bei einer solchen Frage ordentlich genieren würden, heftige Hustenanfälle bekommen, da sie sich gerade fürchterlich erkältet haben, weswegen es schon ginge, sich die Probe anzuhören, aber es würde bestimmt schrecklich klingen etc.
Hier hingegen ist es einfach nur wichtig, dass man etwas zusammen in einer Gruppe macht, und je mehr Leute in der Gruppe sind, desto besser (auch wenn sie nur Hausaufgaben machen), ein sehr sympathischer Zug, der seinen Ursprung in der asiatischen Mentalität (insofern es sowas überhaupt gibt) zu haben scheint. Spontan gesellten sich noch eine weitere vietnamesische Kommilitonin sowie ein Amerikaner hinzu, der sich mindesten ebenso spontan eine Regenschirm-Choreographie ausdachte, und schon mutierten die Zuhörer zu Tänzern.

Man muss dazu wissen, dass der Titel unseres Liedes frei ins Deutsche übersetzt etwa „Der Wind trägt in seiner Mitte eine Wolke aus Blütenregen“ heißt. Entsprechend ist das Lied auch kein bisschen kitschig… Link gefällig?

Wöffshopstyle wurde mit ganzen drei Proben immerhin der dritte Platz errungen, hätten wir mal bloß nur einmal geprobt!

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Ein Wochenende in Taichung

[von izn]

Unsere Quartalszwischenprüfung - oder wie Sönke sagt: Mittsemesterprüfung - ist gut verlaufen, da hat sich das ganze Gepauke also gelohnt. Viel wichtiger ist allerdings, dass auch die Quartalsabschlussprüfung in ca. 4 Wochen genausogut, oder gar noch besser, verläuft, damit wir schön viel Futter für unsere Stipendienbewerbungen haben. Dafür braucht man nämlich ein Abschlussergebnis von mindestens 80 von 100 zu erreichenden Punkten (man könnte auch sagen 80%). Nur zum Einordnen: Unsere Prüfungsergebnisse rangieren im Bereich 84 - 91.

Zur Belohnung ging es letztes Wochenende erneut mit Baba Hsu auf Tour. Diesmal nach Taichung, welches in der Mitte Taiwans liegt.

Dort besichtigten wir u.a. den Sonne-Mond-See, der wirklich sehenswert ist! Türkisgrünes Wasser mit Gebirgskulisse und Schildkröten in freier Wildbahn. Leider war die Sicht nicht so gut, aber man kann erahnen wie es dort an klaren Tagen aussehen mag:


Sehenswert ist auch mal wieder die Angst der Taiwaner vor Wasser, sogar vor Seewasser. Gebadet wird nicht, wo's geht sondern wo's vermeintlich sicher ist:

Man beachte die Wasserrutschen am "Kinderbecken"!

Abends ging es dann ins Dorf Wanggong zum Elternhaus von Baba Hsu, das leider schon seit langer Zeit nicht mehr bewohnt und durch die dort verbliebene Verwandtschaft (Kinder meines Großonkels) eher als Abstellkammer genutzt wird.


Weiter ging's zum Heimattempel gleich um die Ecke, an dem seit ca. 10 - 15 Jahren gebaut wird, der aber noch lange nicht fertig ist, von außen aber bescheidenerweise bereits so aussieht:


Finanziert wird der Bau durch Spenden aus der Bevölkerung, an denen auch die Familie Hsu u.a. mit einem Altar ähnlich folgendem Prunkstückes nicht ganz unbeteiligt gewesen ist. (Das Foto des "richtigen" Altars ist leider nix geworden.)


Baba Hsu verkündete stolz, dass es sich um den größten Mazu-Tempel in Taiwan handele. Mazu ist eine Meeresgöttin, die ob der Eigenschaft Taiwans als Insel, hier besonders verehrt wird.

Nächste nennenswerte Station war dann ein Bekanntenbesuch in Taichung-City. Bei dem Bekannten handelt es sich um einen Nachkommen des im letzten Jahr verstorbenen Familienoberhauptes vom China-Restaurant Shin Shin in Hamburg-Sasel.
Und was macht man in Taiwan, wenn man Besuch bekommt, außer Unmengen von Köstlichkeiten aufzutischen? Richtig! Man fährt zum Grab von Opa Wong, stellt einen Tisch mit Räucherkerzen sowie ein paar Stühle auf und unterhält sich ungezwungen im Antlitz der Urne des Verstorbenen. Das Grab besteht nämlich aus einem Schließfach in einer Art Tempel-Schließfachanlage - so wie am Bahnhof, nur etwas schöner.


Last but not least ging es zu Gugu I., der 1. Schwester meines Vaters, die mit ihren 71 Jahren stolze 13 Jahre älter ist als er und damit auch Älteste der insgesamt 8 Geschwister ist.

Wir kamen dort so gegen 15 Uhr an und störten damit leider ihren Mittagsschlaf, was uns ziemlich unangenehm war. Mein Vater störte es nicht ganz so, er beliebt nämlich nicht vorher mal anzurufen und Besuch anzukündigen... vielleicht ist es aber auch einfach so Sitte in Taiwan, ich weiß es nicht.

Nach einer Millisekunde der Begrüßung stürmte Gugu I. dann auch gleich in die Küche, um uns das von Baba Hsu mitgebrachte Obst als mundgerechte Häppchen zu servieren. Zwischenzeitlich kam einer ihrer Enkel (geschätzte 22 Jahre alt) herein und leistete uns eine Weile Gesellschaft. Nach ca. 1,5 Stunden Geklapper und Gebrutzel aus der Küche, wurden die oben bereits erwähnten Unmengen an Köstlichkeiten aufgefahren und mein Cousin aus dem Bett geholt, der wie wir später erfuhren Berufsschlagzeuger ist und abends bzw. nachts arbeitet.

Kaum wach, verschwand er gleich zum nächsten Straßenmarkt um dort frische Gambas und Krebse zu besorgen, die uns als 3. Gang kredenzt wurden - unwichtig, dass wir bereits schon nach dem 1. Gang Obst satt waren.

Als dann auch noch der zwischenzeitlich dazugestoßene Freund meines Cousins verschwand, um mit irgendeinem toten Federvieh wieder zu erscheinen und direktamente den Weg in die Küche zu suchen, wurde uns Angst und Bange, aber wir hatten uns umsonst Sorgen gemacht, die Ente, Pute oder Gans war zum Glück nicht für uns gedacht, bzw. wir sind wohl nicht lange genug geblieben.

Danach hab ich den Überblick über die Personen verloren die noch kamen und gingen und wieder kamen und wieder gingen. Mit 5 Cousins/Cousinen komm ich ja noch gerade eben klar - ok, es ist schon etwas verwirrend, dass die alle in etwa so alt sind wie mein Vater, aber na gut - aber dann gab's da auch noch die Ehepartner, Kinder und Freunde... Es ging zu wie im Taubenschlag. Gugu I. schien den Trubel zu genießen, offenbar geht es dort jedes Wochenende so zu, so dass wir auch gleich aufgefordert wurden, nächstes Wochenende wiederzukommen.

Hier gibt's mehr Fotos vom Wochenende

Dienstag, 28. Oktober 2008

Oktoberfest ist überall

[von Sönke]

Am 17.10. wurde an einer Universität Kaohsiungs, die auch ein Deutschstudium anbietet, deutsches Kulturgut gepflegt: Es wurde ein zünftiges Oktoberfest gefeiert.


Natürlich wollten wir mit von der Partie sein und sind hingefahren. Das deutsche Bier (Krombacher) war allerdings schon nach einer halben Stunde aus, so dass der Vorrat an Taiwan Bier angegangen werden musste, der immerhin zwei Stunden halten sollte.
Für das obligatorische Bier-Wetttrinken war wohlweislich ein Vorrat auf die Seite geschafft worden, so dass dieser Programmpunkt glücklicherweise noch stattfinden konnte.


Für Stimmung war also gesorgt, als zu heimatlichen Klängen („Ro – Sa - Mundäää!“) diverse schwofende taiwanische Studenten und Studentinnen in Lederhose und Dindl das Parkett stürmten, um dem Auditorium lebendig vor Augen zu führen, was man unter einem waschechten Schuhplattler versteht.

Hierfür gab es dann folgerichtig auch heftigen Szenenapplaus.
Izn und ich waren hellauf begeistert, dass hier das gute alte Volksgut noch so lebendig ist und noch nicht wie an so vielen anderen Orten der Heimat zur bloßen Folklore verkommen ist.
Ich wurde auserkoren, von einem Studenten auf Deutsch interviewt zu werden (ob ich aus Deutschland sei, wie mir Taiwan gefällt etc.). Nach getaner Arbeit ging er hochzufrieden seiner Wege, denn er hatte jetzt wohl sein Kursprojekt vollendet und genügend deutsche Muttersprachler befragt.

Von letzteren waren einige an diesem denkwürdigen Abend anzutreffen, so dass sich das ein oder andere nette Gespräch ergab und man sich über die Bewältigung eines etwaigen Kulturschocks austauschen konnte. Es bleibt allerdings fraglich, wie ein Kulturschock entstehen kann, wenn man sich so liebevoll um uns kümmert und uns Wurstbuden, Eisbein und Oktoberfest präsentiert. Alles halb so wild also…

Nur gut, dass zumindest der hiesige Straßenverkehr auf dem täglichen Weg zur Uni und zurück für ein wenig Exotik sorgt.
Am Sonntagmorgen ging es dann zum von langer Hand geplanten Frühstück bei Ikea, welches leider keineswegs ein wie von uns vermutetes all-you-can-eat Frühstück ist. Trotzdem relativ preisgünstig und mit gutem Kaffee, was auch die Taiwaner zu schätzen wissen und für ein volles Haus zu zeitiger Stunde sorgen.
Zur Entspannung ging es dann an den Lotussee am Stadtrand von Kaohsiung.

Dies ist in der Tat ein netter Ort, um ein wenig Zeit dort zu verbringen, es gibt diverse Tempel

sowie einige in den See gebaute Pagoden zu bewundern, weiterhin kann man den Kindern beim Koi-Karpfen füttern zusehen und dabei den bezirzenden Karaoke-Klängen der örtlichen nicht mehr ganz taufrischen Gesangshoffnungen lauschen.

Überflüssig zu erwähnen, dass man an jeder Ecke gegen ein kleines Entgelt zuvorkommend mit Speis, Trank und allen möglichen und unmöglichen anderen Dingen versorgt wird, damit nach so vielen immateriellen Genüssen auch das leibliche Wohl nicht vernachlässigt wird, schließlich geht es hier um die Harmonie von Körper, Geist und Seele.
Derartig ganzheitlich wieder hergestellt, konnten wir ganz entspannt nach Hause scootern und weiter den Geist schulen, denn am folgenden Dienstag sollten wir die Mittsemesterprüfung schreiben.



Dienstag, 14. Oktober 2008

Wer hat die Kokosnuss geklaut?

[von Sönke]

Nachdem Ie-Chen seit dem Shopping-Wochenende stolze Besitzerin eines neuen Affen-T-Shirts ist,


kam heute mal ein echtes Exemplar an der Hochschule auf ein zweites Frühstück vorbei.


Dieser Affe hatte eine Tüte mit zwei gefüllten Hefeklößen ergattern können. Ich habe leider weder mitbekommen, wer der edle Spender (oder die Spenderin) war, noch, ob die Eisteedose ebenfalls zum Beutegut gehörte.

Er ließ sich nicht weiter von den vielen Studenten stören, die sich eingefunden hatten, um ihm beim Imbiss zuzusehen. Solange man nicht die Demarkationslinie von ca. zwei Metern Sicherheutsabstand verletzte, war alles im grünen Bereich.

Ein Student wurde jedoch allzu unvorsichtig, woraufhin der Affe ziemlich sauer wurde und deutlich machte, dass er auf keinen Fall als Kuscheltier angesehen werden möchte.
Die Affen hier sind zwar nicht unbedingt sehr groß, aber dafür sehr schnell und zeigen bei Bedarf gerne mal ihre kräftigen Zähne, so dass weitere Annährungsversuche menschlicherseits wirkungsvoll unterbunden werden können.
Nachdem der evolutionär weiterentwickelten Spezies mitgeteilt wurde, dass sie sich nicht zu viel auf den aufrechten Gang einbilden sollte, ging es weiter mit der Tagesordnung.


Man kann hier sehen, dass der Affe nur die Füllung des Hefekloßes herausgelutscht hatte, der Teig wird gerade mit der linken Hand auf dem Boden geworfen.

Danach wurde in aller Ruhe das nächste Stück ausgelutscht, auch die Affen genießen das gute Essen in Taiwan.

Ich bin jedenfalls ein Fan dieser Tiere, ich hoffe allerdings, dass ich nicht selbst einmal Opfer einer ihrer Klauattacken werde.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Verlängertes Wochenende in Kaohsiung

[von izn]

Der 10. Oktober ist Taiwans Nationalfeiertag, der dieses Jahr praktischerweise auf einen Freitag gefallen ist und uns daher ein schönes verlängertes Wochenende beschert. Der eigentlich geplante Ausflug mit Baba Hsu nach Taichung und Changhua, um den weiblichen Teil der väterlichen Verwandtschaft kennenzulernen, ist auf nächstes Wochenende verschoben worden, so dass wir genug Zeit hatten, mal innerhalb Kaohsiungs herumzuscootern.

Bei den Temperaturen hier kann es nicht schaden, wenn man das ein oder andere T-Shirt mehr im Sortiment hat, dachte ich mir. Donnerstag gegen Abend ging es deshalb los zum Shoppen.

Neben Computerstraße, Möbelstraße, Blumenstraße und Schuhstraße (Aufzählung nicht abschließend), gibt es hier natürlich auch für Klamotten einen speziellen Straßenzug, indem sich Fachgeschäft an Fachgeschäft reiht. Naja, „Fachgeschäft“ ist relativ. Von Regalen und sortierter Präsentation hat man hier wohl noch nicht viel gehört. Macht nix, weil das freundliche Personal , gern auch mit 2 oder 3 Mann, bei der Suche behilflich ist.

An Auswahl mangelte es nicht… für irgendwen, der auf kitschige, pailletenbesetzte Glitzerteile steht oder auf Gardinenrecyclingware. Für uns war jedenfalls nicht so viel Spannendes dabei, und wenn doch mal das ein oder andere Teil unser Interesse geweckt hatte, mangelte es an der passenden Größe… wenn man hier nicht in S oder XS reinpasst, muss man halt weitersuchen. Ach ja, und dann gibt es noch die ominöse Größe F… wo diese einzuordnen ist, bleibt uns bislang verborgen, kann mir aber auch Föllig egal sein, weil ebenfalls nicht passend.

Mit hängenden Schultern sattelten wir wieder unsere geschätzten 10 Pferde und Sönke versuchte in der Schuhstraße sein Glück. Seine Schuhgröße 43 war dort zwar das höchste der Gefühle, aber immerhin vorhanden, so dass er diesmal einen Sieg davontragen konnte. Als Prämie gab’s neue Latschen, in denen er sich gleich am nächsten Tag den Fuß aufschupperte… Naja, irgendwas ist ja immer.

Der Abend war noch jung und so zog es uns weiter, die Umgebung zu erkunden. Wir begaben uns etwas weiter hinaus ins Industriegebiet zur Mutter aller Einkaufszentren, der Dream Mall!!!

12 Stockwerke Erlebnisshopping inklusive Fitnessstudio und Kino. Das große Rad auf dem Dach ist übrigens keine bloße Leuchtreklame sondern tatsächlich ein Riesenrad! Kernstück des auf dem Dach befindlichen kleinen, aber feinen Vergnügungsparkes mit eigenem Maskottchen

Sönke mit 2 Maskottchen und 2 unbekannten Xiăopéngyǒus (kleinen Freunden).
Man beachte auch das deutsche Kulturgut im Hintergrund!

Rezept für ein gutes Einkaufszentrum:

Man nehme ein mind. 10 stöckiges Gebäude, stopfe ca. 50 % der Verkaufsfläche mit Designerläden aus aller Welt voll (also markenfetischistischer als hier geht’s kaum) und verteile auf der restlichen Verkaufsfläche alles, was ein normales EKZ deutschen Standardes noch so bietet. Desweiteren halte man 1 Etage für Supermarkt, Snacks, Süß- und Backwaren, mind. 1 Etage Warme-Küche-Fressmeile und mind. 1 Etage Kinderwunderland mit Dattelautomaten und kleinen Fahrgeschäften bereit. Und wenn es ein Prämium-EKZ sein soll, darf neben dem Kinderwunderland natürlich der Vergnügungspark auf dem Dach nicht fehlen. Wer glaubt von diesen EKZen gäbe es hier nur 1 oder 2 der hat sich geschnitten… eins ganz hier in der Nähe von uns hat sogar seinen eigenen direkten MRT –Zugang (der fleißige Leser wird wissen, dass es sich bei der MRT um die Kaohsiunger U-Bahn handelt)... tock, tock, tock, die spinnen, die Taiwaner!

Am nächsten Tag, dem Nationalfeiertag, stellten wir fest, dass die Geschäftswelt offenbar keinen Feiertag einlegt. Sämtliche Geschäfte hatten, wie an jedem anderen Tag auch, geöffnet. Man kann hier nämlich jeden Tag, auch am Wochenende, bis mindestens 22:00 Uhr einkaufen. Einige Supermärkte haben sogar rund um die Uhr geöffnet, oder um es auf taiwanisch auszudrücken:









Morgens: 08:00 – 17:00
Mittags:
---
Abends:
17:00 – 23:00
Nachts:
23:00 – 08:00

???




Mehr oder minder zufällig stießen wir auf eine modernere Einkaufsstraße, die tatsächlich als Fußgänger-Zone gewidmet ist. Eigentlich werden hier Fußgänger-Zonen ja nur anerkannt, wenn man mit dem Moped durchfahren kann. Überraschenderweise hielt es sich hier aber tatsächlich in Grenzen, so dass man gemütlich durch die Gassen schlendern konnte. Erfreulicherweise ähnelten die Klamottengeschäfte hier schon eher dem westeuropäischen Standard, was die Präsentation anging. Sommerschlussverkauf bei 30°C ist allerdings immer noch etwas sehr befremdlich.


Am Samstagmorgen wollten wir mal das All-You-Can-Eat Frühstück für 39 NTD (derzeit ca. 0,90 €) vom hiesigen IKEA ausprobieren.

Wir kamen jedoch um 11 Uhr leider bereits 30 Minuten zu spät für das Vergnügen. Auf der Mittagsspeisekarte stand neben den obligatorischen Köttbullar u.a. auch das typisch schwedische Gericht Schweinshaxe mit Sauerkraut… aber IKEA schmückt sich nicht mit fremden Federn. Nein, nein, das Gericht war ordnungsgemäß als Dégúo Zhūjiăo (deutsches Schweinebein) – welches hier offenbar gerne in der ein oder anderen Lokalität in die Speisekarte aufgenommen wird – ausgezeichnet.

Da ich gehört hatte, dass in Asien angeblich die Köttbullar anders gewürzt sein sollen, um sie dem asiatischen Gaumen bekömmlicher zu machen, gönnten wir uns neugierigerweise einen Teller mit 10 Bällchen (oder chinesisch: Körnchen). Geschmacklich konnten wir keine Veränderung feststellen, also aufgeräumt mit dem Gerücht. Schmeckt wie zu Hause (in Schweden ;o)

Dort wo Billy, Pöang & Co. zu Hause sind, darf natürlich die Marabou-Schokolade nicht fehlen, juchuuu!!! Die Hotdogs waren allerdings enttäuschend, man hat sich nämlich vergeblich nach Remoulade, Gurken und gerösteten Zwiebeln umgeschaut… es gab nur Ketchup und Senf, bäh!

Hier gibt’s den aktuellen Ikea-Katalog auf chinesisch, hihi :o)


Ach ja, und Winniepuh und seine Freunde haben wir auch getroffen:

Sönkesuchbild

Mehr Bilder vom Wochenende gibt's hier.

Freitag, 10. Oktober 2008

Von Affen, Staubsaugern und Wäschetrocknern

[von sönke]

Ie-Chen hat den letzten Freitagabend in der Kneipe "Blackdog" gut überstanden, aber leider musste eine ihrer Kommilitoninnen aufgrund von Visumsproblemen zurück nach Vietnam und darf erst in einem Jahr wieder nach Taiwan einreisen. Daher wurde am Samstag noch einmal ein gemeinsamer KTV-Abend als Abschiedsveranstaltung eingelegt.
Was ist KTV, werdet Ihr Euch fragen: Man mietet sich mit mehreren Leuten ein Separée mit Karaoke-Musikanlage und legt los. Überflüssig zu erwähnen, dass es auch ein Buffet gibt, mit dem man sich die Zeit vertreiben kann, wenn man gerade mal keine schnulzigen chinesischen Popsongs zum Besten geben möchte. Unsere asiatischen Kommilitonen haben letzteres ausgiebig getan, Ie-Chens Lehrer war auch mit von der Partie und ließ sich ebenfalls nicht lange bitten. Wir haben eher mit norddeutscher Zurückhaltung geglänzt, was dem Spaß aber keinen Abbruch getan hat.

Das Wetter hier ist mittlerweile nicht mehr ganz so heiß wie im September, abends kühlt es auf 27 Grad ab, was recht angenehm ist. So sparen wir Strom für die Klimaanlage und können mal die zahlreichen Fenster unserer Wohnung öffnen.
Dadurch hören wir abends immer den vielstimmigen Kanon der Müllmänner, die hier jeden Abend durch die Straßen fahren. Aufgrund des warmen Klimas sammelt die Müllabfuhr nämlich jeden Tag den Müll ein, was eine ziemlich gute Idee ist, denn der Müll lockt natürlich sehr schnell Ungeziefer ins Haus, von der Geruchsentwicklung mal ganz abgesehen. Damit die Leute wissen, dass sie ihren Müll jetzt loswerden können, wird von den Müllwagen eine Melodie in Endlosschleife abgespielt, natürlich in nicht geringer Lautstärke, damit man es im Straßenlärm auch noch hört. Wenn man die Müllautos auf den Straßen sieht, haben sie immer mehrere Motorroller im Schlepptau, die ihre vollen Müllsäcke loswerden wollen.

Oftmals sind es Kleinigkeiten, die uns daran erinnern, dass Deutschland weit weg ist. Heute zum Beispiel überquerte eine Marktfrau lautstark vor sich hin rülpsend die Straße, um Müll zu entsorgen, was bei Ie-Chen und mir für außerordentlich gute Laune sorgte.

Eine weitere bizarre Situation erlebten wir vor zwei Tagen:

Aufgrund der schönen Lage unserer Uni finden sich morgens immer mehrere aus Rentnern bestehende Kleingruppen bei unserem Unigebäude auf dem Berg ein, um gemeinsam das Frühstück mit Meeresblick zu genießen. Als wir unseren Roller an der Uni parkten, saß ein Affe auf einem bereits geparkten Motorroller und begutachtete die Lage. Er ließ sich von uns, die wir nur wenige Zentimeter an ihm vorbeifuhren, nicht weiter aus dem Konzept bringen. Ie-Chen fragte mich noch, ob sie gefährlich seien, was ich verneinte (solange man ihnen nichts tut). Nichtsdestotrotz fauchte der Affe die arme Ie-Chen plötzlich aufs heftigste an, um dann im Gebüsch zu verschwinden. Des Rätsels Lösung war eine versprengte Zweiergruppe der Frühstückskompanie, die angesichts des bösartigen Untiers das einzig richtige taten und eine Pistole(!) zogen, um den Gräueltaten für immer ein Ende zu bereiten. Zum Glück hat der Affe gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt, und folgerichtige Konsequenzen gezogen.
Die Affen sind ein gern thematisiertes Thema im Unterricht, denn natürlich sind sie nicht unbedingt gefährlich, wenn man ihnen nicht zu nahe kommt, aber sie klauen gerne Essen, was unbeaufsichtigt herumliegt oder auch nur unbeaufsichtigt in der Hand gehalten wird, vorzugsweise von der weiblichen Studentenschaft.
Wahrscheinlich gibt es von dieser Seite weniger Gegenwehr. Plastiktüten, die potentiell mit Nahrung gefüllt sein könnten, gehören selbstverständlich ebenfalls zu den gern genommenen Gastgeschenken. Gerüchten zu Folge wissen die Affen sogar, wie sich die Tür zum Unikiosk öffnen lässt und wie man ins Studentenwohnheim eindringen kann. Es sorgt jedenfalls immer für Stimmung, wenn sich ein Affe in den Baumwipfeln vor den Klassenraumfenstern blicken lässt.

Affe ohne Baumwipfel

Aber nun zu den nächsten Themen des Tages:

Vor zwei Wochen hatten wir uns einen Staubsauger bei Carrefour geholt, wir mussten jedoch feststellen, dass Carrefour die passenden Staubsaugerbeutel nicht vorrätig hatte. Man sicherte uns zu, welche für uns zu bestellen und uns Bescheid zu geben, wenn diese eingetroffen seien. Stattdessen erhielten wir einen Anruf, bei dem uns eine Telefonnummer mitgeteilt wurde. Diese sollten wir wählen, um dann die passenden Staubsaugerbeutel selber zu bestellen. Das war uns zu doof, und wir fuhren zu einer anderen Carrefour Filiale. Dort eingetroffen, stellten wir fest, dass weder unser Staubsauger noch die richtigen Beutel dafür vorrätig waren. Wir konnten also nicht zeigen, für welchen Staubsauger wir Beutel benötigen, mit der Modellbezeichnung konnte das Personal seltsamerweise nichts anfangen. Wir sollten mit dem Staubsauger wiederkommen. Nach altväterlicher taiwanischer Sitte den Karton mit dem Staubsauger auf den Motorroller verfrachtet und losgefahren. Beim Carrefour eingetroffen stieß ich erst einmal auf das Unverständnis des Personals, es gäbe doch so einen tollen wiederverwendbaren Staubsaugerbeutel im Karton. Dass dieser aus irgendeinem Grunde lauter Löcher hat, durch die der ganze Staub wieder entweichen würde, interessierte nicht weiter. Also wurde tapfer weiterhin versucht, die seltsamen Wünsche des exotischen Kunden zu erfüllen, und meine Bestellung über zehn Staubsaugerbeutel wurde freundlich aufgenommen, noch heute wolle man bei der Herstellerfirma in Taipeh anrufen und mich morgen benachrichtigen, wie in meinem Falle weiter zu verfahren wäre... Leider kein Anruf bei mir, Carrefour hat den Staubsauger aber anstandslos zurückgenommen, immerhin.


Unser Wäschetrockner hat leider den Geist aufgegeben. Wir also flugs Jackie angerufen, der unser Ansprechpartner in Sachen Wohnung ist, und gebeten, dem Vermieter Bescheid zu geben, um einen Reparaturtermin zu arrangieren. Der Rückruf kam bald, es könne eigentlich nicht sein, schließlich sei die Waschmaschine erst zwei Jahre alt (könnte hinkommen, aber die ist ja auch nicht kaputt), wir sollten nicht gleichzeitig Waschmaschine und Trockner in Betrieb haben (wie die meisten Menschen waschen wir die Wäsche erst, und packen sie dann in den Trockner). Also noch einmal geklärt, dass nur der Trockner kaputt sei. Der Trockner sei aber zusammen mit der Waschmaschine geliefert worden (sicher, daher wohl auch der ganze Flugrost auf dem alten Teil), vielleicht nur ein Kabel lose (hatte ich schon nachgesehen, Fehlanzeige). Ich habe darauf bestanden, dass der Trockner alt ist, und Jackie musste wieder bei unserem Vermieter anrufen.
Rückruf bei uns: - „Sag mal Sönke, wie ist das eigentlich bei euch in Deutschland, ihr benutzt wahrscheinlich alle Trockner, oder?“ – „Ja, machen wir.“ – „Jaaaah, also hier in Taiwan, weißt Du, da benutzt kein Mensch einen Trockner, wir hängen alle unsere Wäsche einfach zum Trocknen auf, das solltet ihr auch tun. Benutzt den Trockner einfach nicht mehr.“ – „Wir würden den Trockner aber gerne benutzen, schließlich hat er funktioniert und gehört mit zur Wohnung.“ – „Ja, also der Trockner, der ist (auf einmal) mindestens zehn Jahre alt, eine Reparatur lohnt bestimmt gar nicht mehr.“ – „Wir möchten ihn gerne benutzen.“ – „OK, ich frage den Vermieter.“
Einen Augenblick später klingelte wieder das Telefon: Der Vermieter möchte gerne selbst vorbeikommen und sich den Trockner einmal ansehen, Jackie sagt uns Bescheid, wenn er kommen möchte.
Heute bekamen wir einen Anruf, der Vermieter habe geschlagene zwei Stunden auf uns gewartet, warum wir nicht dagewesen seien. – „Wir wussten ja nicht, dass er heute kommen wollte.“ – „Ja, stimmt auch wieder, aber jetzt kann er erstmal nicht mehr vorbeikommen, weil er die Woche über in Taipeh ist, nächste Woche können wir erst wieder einen neuen Termin machen.“ Auf meine Frage, was sich der Vermieter eigentlich genau ansehen wolle, sagte Jackie nur, dieser habe wohl schon öfter mal was repariert. Also stimmten wir einem Termin für nächste Woche zu, woraufhin kurze Zeit später wieder das Telefon klingelte.
Jackie sei gerade in der Gegend und könne mal einen Blick auf das defekte Gerät werfen. Das tat er dann auch, steckte dreimal das Trocknerkabel in die Steckdose, sah, das nichts funktionierte und organisierte uns daraufhin einen Technikertermin für Freitag.
Geht doch! Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht!?

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Was machen wir hier eigentlich?

[von sönke]

Ihr wundert Euch vielleicht, warum die Frequenz der neuen Blogeinträge stagniert. Nun, diese Tatsache hat den einfachen Hintergrund, dass wir lernen müssen. Daher nutze ich diesen Blogeintrag, um etwas über unseren Unialltag hier zu berichten.
Unsere Kurse sind aufgeteilt in 9 Stunden Grammatikkurs und 6 Stunden Konversationskurs pro Woche, letzteren belegen Ie-Chen und ich gemeinsam. Für den Grammatikkurs muss insbesondere Ie-Chen jeden Tag von früh bis spät lernen, da sie einen Kurs höher als meine Wenigkeit belegt und dadurch einiges mehr nacharbeiten muss. Dafür braucht sie nun in meinem Kurs keine Langeweile mehr zu schieben, weil die Lehrerin so langsam und deutlich spricht. Mir gefällt gerade das sehr gut, endlich mal ein Muttersprachler, den ich verstehen kann... Die meisten Leute hier reden nämlich derartig schnell mit mir, dass ich kein Wort verstehe, offenbar wird angenommen, dass man Chinesisch entweder in Perfektion oder überhaupt nicht beherrscht.
Unser Konversationskurs besteht aus einem Franzosen, zwei Japanern sowie uns beiden und unserer stets fröhlichen Lehrerin, Frau Xie. Sie macht ihrem Namen alle Ehre, denn ins Deutsche übersetzt bedeutet ihr Name in etwa soviel wie Danke. Bedanken können wir uns bei ihr nämlich nicht nur für den guten Unterricht, vielmehr haben wir bei ihr eine Art Frühstückskurs gebucht, denn jede Stunde bringt sie uns taiwanische Spezialitäten zum Kosten mit. Letzte Stunde gab es für jeden ein großes erfrischendes Kaltgetränk aus grünem Tee und einer Art Kürbis, dazu bekamen wir eine dönerartige Teigtasche mit Salat und Fleisch serviert. Einzig unser Franzose war nicht so erfreut, da er kulturell bedingt eher auf ein süßes Frühstück abonniert ist, aber wahrscheinlich bekommen wir dann nächste Stunde ein solches als Kontrastprogramm serviert.
Mein Grammatikkurs besteht aus zwei Vietnamesinnen, zwei Japanern, einem Amerikaner, einem Australier, einer Französin, einem tibetischen Mönch, der vom Dalai Lama persönlich beauftragt wurde, Chinesisch zu lernen, mir, und besagter gut zu verstehender Lehrerin, Frau Li (Prunus Domestica, dt.:Pflaume), recht international also das Ganze. Gewundert hat es mich, dass auch der Grammatikkurs den Schwerpunkt auf mündliche Kommunikation legt, in Ie-Chens Kurs hingegen spielt die Beherrschung der Schriftzeichen schon eine wichtigere Rolle. Besser also, ich lege mich jetzt nicht auf die faule Haut, sondern lerne weiter Schriftzeichen, denn das nächste Quartal kommt bestimmt.
In Ie-Chens Grammatikkurs sitzen ein Deutscher (aus Bonn), zwei Japaner, eine Philippinerin, eine Vietnamesin, manchmal noch ein Bolivianer und ein Südafrikaner. Der Bolivianer scheint nicht soviel zu verstehen und kommt vorsichtshalber nur sporadisch. Der Südafrikaner ist offenbar schon seit ein paar Jahren hier und Englischlehrer an der Uni. Also ebenfalls eine bunte Truppe.
In ihrem Kurs sitzen übrigens die beiden Sieger im Dosenbierwettrinken vom letzten Freitag bei der Erstsemesterveranstaltung. Auf Studentenseite 1 Japaner und auf Lehrerseite Herr Shi. Am Freitag will der Kurs abends einen drauf machen... na das kann ja was werden!

Ich bin bisher sehr zufrieden mit meinen Lehrerinnen, der Unterricht wird abwechslungsreich und mit viel Humor gestaltet, auch wenn die Übungen hier öfter mal aus dem Auswendiglernen ganzer Sätze bestehen. Andererseits hat man meiner Meinung nach in vielen Fällen sowieso keine andere Möglichkeit außer Auswendiglernen, denn mit dem Verstehen-wollen der Satzstrukturen komme zumindest ich nicht immer weiter, außerdem kann bis zum Verstehen seeeeehr viel Zeit ins Land gehen...
Die Hausaufgaben sind, wie schon angedeutet, nicht gerade wenig, aber wir haben nichts anderes erwartet. Es bringt tatsächlich Spaß, hier zu lernen. Das warme Wetter und die tolle Lage der Uni am Meer tun ein Übriges.

Desweiteren sind wir seit Montag stolze Besitzer eines 125ccm Yamaha Motorrollers, der uns so einiges an Fahrtzeit sparen hilft. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln haben wir fast eine Stunde zur Uni gebraucht, mit dem Roller schaffen wir es locker in 25 Minuten. Passt man seine Fahrweise dem Chaosiunger Durchschnitt an, sind auch 20 Minuten drin...
Wir haben sogar eine taiwanische Fahrerlaubnis beim hiesigen Straßenverkehrsamt erhalten, die meisten Ausländer fahren hier jedoch ohne, weil es sowieso keinen wirklich stört. Die Polizei ist hier angeblich nicht daran interessiert, sich mit sprachunkundigen Ausländern herumzuplagen.
Da so selten eine taiwanische Fahrerlaubnis an Ausländer ausgestellt wird, wussten die Mitarbeiter im Amt auch nicht so genau, was zu tun ist, hefteten nur einen Zettel mit Schriftzeichen in unsere internationale Fahrerlaubnis und vergaßen ganz, uns eine Gebühr dafür abzunehmen. Allerdings besitzt diese Fahrerlaubnis nur Gültigkeit bis März 2009, danach müssen wir wohl eine Verlängerung beantragen.
Jedenfalls sind wir jetzt auch für Ausflüge am Wochenende in die nähere Umgebung gerüstet, die wir hoffentlich bald unternehmen werden.

Sonntag, 28. September 2008

Heimkehr der verlorenen Tochter

Die honigsüße Heckenrose („Jangmi“) bläst uns hier gerade gehörig um die Ohren. Taifun Nummer 3 seit unserer Ankunft und der Stärkste dieser Saison. In den Nachrichten ist von Windgeschwindigkeiten bis zu 184 km/h die Rede, die uns morgen einen honigsüßen Couchpotatoe-Montag ohne Unterricht bescheren.
Fast hätten wir diesen in Taipeh bei Izns Verwandten verbringen müssen. Waren nämlich dieses Wochenende für eine Verwandten- und Sightseeing-Tour mit Baba Hsu gebucht, der dort 2 Monate Heimaturlaub macht.
Am Freitagnachmittag ging es nach der hiesigen Erstsemesterbegrüßungsparty mit reichlichem Buffet und Dosenbierwetttrinken – die Party fand übrigens bei 32°C im Schatten von 12-14 Uhr statt – mit der Taiwan High Speed Rail (THSR) und Tempo 300 in 90 Minuten nach Taipeh.
Dort wurden wir von Baba Hsu empfangen und sogleich in den relativ frisch eröffneten Imbiss von Onkel und Tante Hsu V. geführt. Ob wir Hunger hatten oder nicht, wir mussten was bestellen. Derart gestärkt ging es gleich auf den nahegelegen Nachtmarkt, denn wir hatten ja noch nichts fürs Abendbrot.
Mit Zuckerrohrstangen, gekochten Krebsen und Tintenfischen ging es weiter zur örtlichen Klamottenmeile, deren Gassen vor 22 Jahren aber noch viel breiter erschienen, oder war Izn damals einfach nur kleiner?! Jedenfalls war die letzte Mahlzeit dann auch schon wieder 30 Minuten her, so dass ein typischer taiwanischer Eisbecher als nächstes auf dem Speiseplan stand:

Er bestand unter anderem aus gemahlenen Eiswürfeln, Gelatine und Süßkartoffelklößchen… Nicht schlecht, aber ¼ davon hätte es auch getan… dabei hatten wir schon den Juniorteller!
Am nächsten Tag ging es nach dem obligatorischen Besuch des 101

und der Hafenpromenaden-Fressmeile in Danshui zur großen Freude von Izn in das National Palace Museum. Dieses beherbergt eine weltweit einzigartige Ausstellung chinesischer Kunstschätze aus den letzten 5 Jahrtausenden(!) oder auch einfach „ein paar alte Töpfe und Tassen in Vitrinen“ (Zitat Izn). Letztere wurde dann aber durch den anschließenden Besuch des Shilin-Nachtmarktes reichhaltig entschädigt.
Zufrieden, satt und müde machten wir uns dann nach einem 10 Std.-Tag auf den Rückweg zu unserem Nachtquartier bei Onkel und Tante Hsu IV., als das Handy von Baba Hsu klingelte. Wo wir denn blieben, so die Stimme von Izns Cousine. Ihr Vater, Onkel Hsu II. , bereite sich bereits seit 12 Uhr mittags auf ein Treffen mit der Heimgekehrten vor.
Also ging es noch schnell in den Lieblingsimbiss von Onkel Hsu II., wo dieser uns freudig begrüßte. Ehe wir uns versahen, wurde der Tisch mit diversen Leckereien gedeckt. Nach und nach folgten Cousine und Cousin zu Onkel II. sowie Onkel V., die uns alle leider nicht beim Essen helfen konnten, da sie ja, ganz im Gegensatz zu uns, schon gegessen hatten.
Als Sönke zu zögerlich zugriff, wurde er kurzerhand von Onkel Hsu II. mit Garnelen gefüttert. Es folgten u.a. Muscheln, Gänsemagen und Froschschenkel, begleitet von reichlich Taiwan Beer, das gemäß chinesischem Trinkspruch „gan bei“ (dt.: trocken Glas) aus kleinen Gläsern geext werden musste. Wer sagt eigentlich, dass Asiaten keinen Alkohol vertragen?! Onkel Hsu II. hat davon jedenfalls offenbar noch nie was gehört… der wollte nämlich gar nicht mehr aufhören…
Verblüfft hat ihn allerdings Sönkes Trinkfestigkeit, der fleißig einen Schnaps nach dem anderen mit ihm wegzukippen schien… Später fand Onkel Hsu II. jedoch heraus, dass Izns Cousin mit dem seltenen Gast aus dem Abendland Mitleid hatte und diesem immer nur Wasser statt Schnaps in sein Glas füllte.

Der Klassiker eben. Onkel Hsu II. hat das aber nicht weiter krumm genommen und versuchte noch, die Runde zum Weiterfeieren in der nächsten Karaoke-Bar zu animieren, danach könnten ja alle bei ihm übernachten, schließlich wohne er gleich um die Ecke.
Folgendes wurde von ihm mantraartig wiederholt, so dass zum Schluss sogar Sönke verstand, was gesagt wurde:

1. Die drei Onkel seien Brüder, er sei Lao II (zweitältester), Izns Vater sei Lao III, Onkel V sei Lao V. Wir würden bei Lao IV schlafen, Lao I würden wir morgen kennenlernen, hurra!

2. Die Cousine ist so alt wie Izn, aber einige (die genaue Zahl konnte nicht ermittelt werden) Monate älter, daher sei sie Izns große Schwester (das westliche Konzept der Cousine existiert auf Taiwan nicht und kann daher auch nicht in anderen Kulturkreisen existent sein, der deutsche Begriff Cousine ist entsprechend falsch, wie wir durch vorherige Diskussion mit Izns Vater bereits herausgefunden hatten). Entsprechend sei ihr Cousin (Jg. 74) ihr älterer Bruder.

3. Wenn Izn wieder 28, 30 oder auch 26 Jahre warten würde, bis sie nach Taiwan komme, werde er bereits das Zeitliche gesegnet haben, in 28 Jahren nur einmal gesehen. Er sei sehr glücklich über Izns Heimkehr und stoße bereits seit 12 Uhr darauf an, gan bei!


In der fröhlichen Runde wurde weiterhin ermittelt, dass Izn noch einen „jüngeren Bruder“ von Lao V. in Kaohsiung hat, flugs wurde dieser nachts um 12 angerufen und der perplexen Izn wurde mirnichtsdirnichts ein Handy ans Ohr gehalten. Freudig blickte die Runde auf Izn, die jetzt endlich mal ein Treffen mit der wahrscheinlich ebenso perplexen Stimme am Telefon arrangieren sollte.

Nach der üblichen Rauferei um die Bezahlung der Rechnung, die Izns „große Schwester“ für sich entscheiden konnte, musste Onkel Hsu II. sich frischmachen, und wir nutzten die Gunst der Stunde für ein taktisches Rückzugsmanöver mit Hilfe eines heimlich herbeigerufenen Taxis.

Am Sonntagmorgen zeigte sich die Heckenrose leider von ihrer stacheligsten Seite und wir fuhren in einer leicht panischen Aktion zurück nach Kaohsiung, denn wir wollten ja den morgigen Unterricht auf keinen Fall verpassen.
Es lag nämlich das Gerücht in der Luft, dass die Züge der Taiwan High Speed Rail (THSR) aufgrund des Taifuns am heutigen Tag ihren Dienst einstellen. Ein Blick in die Nachrichten hellte das Gerücht zunächst leider nicht auf und die Servicehotline der THSR war (oh welch Überraschung!) völlig überlastet. Also hatten wir uns fast mit einem verlängerten Wochenende bei Onkel und Tante Hsu IV. abgefunden und uns zu einem Mittagsschläfen abgelegt.
Aus diesem wurden wir dann aber durch die zarte Stimme von Tante Hsu IV. (ca. 106 db Standgeräusch, Stimmlage Bassbariton -nach dem Motto, jeder kann Chinesisch, man muss nur laut genug sprechen - sanft ins stürmische Diesseits geholt, denn ein weiteres zwischenzeitlich entstandenes Gerücht besagte, dass noch genau 1 Zug um genau 15 Uhr nach Kaohsiung fährt. Ob wir diesen nehmen oder nicht lieber morgen fahren wollen… oder nicht lieber morgen fahren wollen, oder nicht lieber M-O-R-G-E-N fahren wollen… ?! Wahlweise könnten wir auch morgen fahren…

Und wenn wir heute fahren, müssten wir aber vorher noch was auf die Rippen bekommen. Izn konnte Tante Hsu IV gerade noch mal davon abhalten, draußen bei Jangmi Rindfleischnudeln zu holen. Sie habe aber Angst, dass wir - während der 30 Minuten zum Bahnhof – verhungern. Also wurde dem gerade arglos vorbeischlendernden Sönke gleich ein Stäbchenhappen selbsteingelegter Fischsoße in den Mund gesteckt, und wenn wir schon dabei sind, bekommt Izn auch noch einen Happen. Das Glas steht jetzt übrigens bei uns im Kühlschrank…

Es fuhren jedenfalls den ganzen Tag lang Züge nach Kaohsiung, wenn auch einige weniger als regulär und natürlich etwas langsamer als Tempo 300. Alles wurde wieder gut, und wir sind bestimmt nicht das letzte Mal in Taipeh gewesen.

Donnerstag, 25. September 2008

Von Studenteninteressen, Zucker und Fastfood

[von izn]

Es ist wohl mal wieder an der Zeit, Euch mit ein paar Informationen zu füttern, auch wenn es hier spät in der Nacht ist und Sönke neben mir schon seit 2 Stunden schläft.
Mich hält noch der überzuckerte schwarze Tee auf Trab, den wir uns heute Abend gegönnt haben, während Sönke noch schnell was in einer Garküche seiner Wahl zu Abend gegessen hat.

Ich für meinen Teil wurde heute zu Pizza und anderen Leckereien eingeladen. So ist das hier nämlich, wenn man sich zu Semesterbeginn den richtigen Studenten-Interessengruppen anschließt oder zumindest so tut als würde man. War bei einer Infoveranstaltung einer Qi-Gong/Kung-Fu – Gruppe, während Sönke die musikalischen Fähigkeiten einer der hiesigen Studentenbands ausgetestet hat – bei ihm gab’s allerdings nur auf die Ohren und nix in den Mund, daher auch der abendliche Garküchenbesuch mit dem Zuckertee.

Pizza scheint hier übrigens das ultimative Party-Essen zu sein, wenn auch reichlich überteuert, jedenfalls im Vergleicht zum sonstigen hier heimischen Nahrungsmittelangebot. Aber wer will schon das essen, was sein eigenes Land bietet... Fernweh geht durch den Magen:
Pizza Hut, Kentucky Fried Chicken, Mc Donald’s, alles zu Hauf vorhanden (bald macht hier auch ein Burger King auf… ich muss nur noch herausfinden wo ;o).
Vor Fastfood ist man also auch hier nicht sicher, so dass man auch mal darauf zurückgreifen kann, wenn man zu müde ist, die Hieroglyphen-Speisekarten zu entziffern und nach einer kurzen, aber heftigen Diarrhö-Attacke kurzzeitig keine Lust auf weitere Garküchen-Experimente hat.
So konnte ich auch feststellen, dass der hiesige BigMac wirklich noch seinen Namen verdient hat… er ist nämlich größer als bei uns, denke mal, so wie er früher auch bei uns war – die wirklichen Kenner werden mir zustimmen, dass er nämlich bei uns mit der Zeit geschrumpft ist, kein Scherz!

Bei Cola muss man hier vorsichtig sein… jedenfalls darf man keine bei McDonald’s trinken, die schmeckt nämlich nach Hustensaft! Kauft man sie allerdings im Geschäft ist es nicht ganz so schlimm, aber irgendein zuckriges fremdartiges Aroma haben die da beigemischt, womit sich das Produkt offenbar auf dem asiatischen Markt besser verkauft… bäh!
Überhaupt überzuckern die hier alle Getränke! Besonders schlimm ist es bei den frischgepressten/-gemixten Obstsäften, die hier an jeder Ecke verkauft werden, schön erfrischend eisgekühlte Smoothies… und dann hauen die da tonnenweise Zucker rein, das gibt’s doch nicht! Fruchtzucker zählt hier offenbar nicht. Das gleiche mit dem Tee, nur dass der kein Fruchtzucker hat, dafür aber die doppelte Menge Industriezucker bekommt...

Schlagen wir abschließend den Bogen zurück zu den Studenten-Interessengruppen, die so zahl- und themenreich sind, dass man gar nicht alles aufzählen kann. Sport, Kunst, Musik, Religion… und dann noch so ein paar seltsame Dinge... nennenswert wäre da eine Gruppe, die mit T-Shirts herumläuft, auf denen steht: „Fucking – We are saving the world!“, ist wohl irgendeine Umweltschutz-Gruppe… vielleicht sollten die sich mal besser mit der Englisch-Gruppe zusammentun und ihr Motto überarbeiten…

Mittwoch, 17. September 2008

Wie die Lemminge...

[von izn]

..so lässt sich wohl am besten das Verhalten der Kaohsiungianer (oder heißt es Kaohsiunger?) bezüglich der neu eröffneten MRT-Linie beschreiben.

Wie wir zwischenzeitlich rausgefunden haben, ist die neue Linie noch bis zum 21.09.2008 für lau. Wir hoffen, dass sich dann der Ansturm wieder legt. Die kostenlosen Zubringerbusse (i.d.R. 12 Sitzplätze) platzen aus allen Nähten, denn sie müssen zurzeit wohl das 3-fache an Fahrgästen transportieren.
Versucht man auf der Strecke zwischen Anfangs- und Endhaltestelle auszusteigen, hat man schlechte Karten… oder es passiert folgendes: ALLE steigen mit aus… wie die Lemminge eben! Ratlos dann die Blicke rundherum, wo man sich denn jetzt befindet.
Tja, wäre man sitzengeblieben – so wie ich (ein bisschen Klugscheißen muss sein ;o)– hätte man bei der nächsten Haltestelle die MRT-Station seines Herzens direkt vor Augen gehabt.

Ich frag mich, wie die Busfahrer das aushalten. Jeden Tag zigmal (ich weiß nicht wie oft ein Fahrer die Pendelstrecke am Tag zurücklegen muss) zu sagen: „Hier ist die Endhaltestelle, bitte ALLE aussteigen…“ – großes Gegrummel - keine Reaktion! Da passierte es auch schonmal, dass der Fahrer resigniert und einfach durch seine separate Tür den Bus verlässt… Das Gegrummel entwickelt sich zu einem "Achsooo, wir sollen aussteigen..." und dann kommt endlich Bewegung in den Laden... aber nicht bei allen, einige bleiben auch einfach sitzen! Was mit denen passiert hab ich noch nie mitbekommen, denn ich steige aus, wenn der Fahrer mir das sagt!

Es ist wirklich UNGLAUBLICH, was hier abgeht, tumultartige Zustände!
Haben die Leute keine Arbeit?!? Naja, sind zumeist ältere Mitbürger die die Strecken austesten, von daher haben sie wohl schon ihre Schuldigkeit getan.

Ansonsten funzt die MRT, insbesondere weil wir auf diesem Weg zurzeit völlig kostenlos zur Uni kommen können. MRT (lau), Zubringerbus (lau), Campus-Bus (lau)… Geldbeutel (freut sich ;o)

Was die Stadt allerdings an Geld sparen könnte, wenn sie einfach mal vernünftige Fahrpläne erstellen würde (dann könnte sie sich wahrscheinlich die Masse an Mehraufgebot der Zubringerbusse sparen), ob ich mich diesbezüglich mal zur Verfügung stellen sollte…?!

Wäre `ne Idee… wenn ich die Zeit dazu hätte! Hab heute meinen 1. Test hinter mir, der es in sich hatte. Laut Lehrplan soll es davon jede Woche(!) einen geben, und dass mit zig Vokabeln die ich nicht kenne, oder wenn ich sie kenne, sie in der genannten Kombination was völlig anderes Bedeuten.
So hab ich heute beispielsweise als romantischen Treffpunkt für ein Date doch glatt den campuseigenen 7-11 Supermarkt genannt, in der Annahme es gehe um einen bloßen Treffpunkt ohne romantischen Hintergrund… naja, grammatikalisch war mein Satz wohl in Ordnung und hat lediglich zur Belustigung beigetragen (mach ich ja immer gerne ;o).

Als ich hier gestern bis in die Puppen (oder wie würdet ihr „bis 02:00 Uhr nachts“ nett umschreiben?) saß und für den Test paukte, kamen mir schon Zweifel, ob es richtig war, einen Kurs zu überspringen. Wir hatten nämlich in der ersten Uniwoche (Orientierungswoche) die Gelegenheit, Kurse zu wechseln. Nach 2 Unterrichtseinheiten in unserem Grammatikkurs hab ich mich dann auch dazu entschlossen. Sönke ist in unserem Ursprungskurs verblieben, fängt aber auch langsam an, sich zu langweilen… was soll’s, neue Vokabeln gibt’s in jedem Kurs und – ich wiederhole mich – wir sind ja nicht zum Spaß hier! Will ich mal hoffen, dass das Mehr an Lernpensum einfach daran gelegen hat, dass ich erst später in den Kurs dazugestoßen bin.
Ich fang an mir weiter Sorgen zu machen, wenn ich als einzige im Kurs nix verstehe… den vielen „Bahnhöfen“ auf den meisten Gesichtern meiner Kommilitonen zufolge, dürfte das allerdings noch nicht so schnell der Fall sein ;o)

Damit sich mein Bahnhof nicht ungewollt zu einem Fernverkehrshauptknotenpunkt entwickelt, werd ich mich jetzt mal an die Bücher setzen... in diesem Sinne: "Zurückbleiben bitte!"